Wie ein Ritt auf einem Bullen

2024-08-25, 21:50 Uhr, Stavoren via Flevo Marina zum Marker Wadden

Wind mit 5 Bft aus SW. Das Ablegen gegen 12 Uhr verlief reibungslos. Kurz zuvor gab’s fast noch Tränen, weil die Zeit für das gewünschte Schuhe-Shopping von mir durch ein „Ablegen in 5 min“ wohl ein bißchen knapp angesetzt war. Das Shopping fiel dann aus und wir waren kurz drauf an der Schleuse raus zum IJsselmeer. Die Stewards nahmen hilfsbereit die Leinen an und so warten wir darauf, uns die ersten Meilen den Wind direkt ins Gesicht blasen zu lassen. Da über die ganze Breite des IJsselmeers genug Fetch (Anlaufstrecke für den Wind übers Wasser) verfügbar war, baute sich gegen uns eine recht hohe Welle auf. Mit 1 bis 3 kn motorten wir dagegen an. Die CHRITA bockte auf und nieder, unserem Gast fiel der Vergleich mit dem Bullenreiten ein. Ja, ich glaube so schlimm war es dann doch nicht. Die Bewegungen waren recht gut vorhersehbar.

Nach 45 min waren wir frei vom Vrouwensand und legten Kurs auf Lelystad an, um dort an späteren Nachmittag unsere Gäste abzusetzen. Für den Rückweg nach Sneek bedeutete dies zwar 2 h statt 1 h Reisezeit von Lemmer, doch hatten Tanja und ich keine Lust morgen 3 oder mehr Stunden gegenan zu fahren. Das ist nämlich anstrengend und macht wenig Spaß, weil so wenig Strecke gemacht wird. Also Lelystad, gleiche Strecke, ca 20 nm, zu fahren und wir wären dann auch schon ein gutes Stück weiter. Das Segeln war nach dieser Kursänderung deutlich angenehmer, da halber Wind.

So ging es zügig mit 6 – 7 kn im zweiten Reff nur mit Genua dahin. Eine Lektion wurde heute auch klar: wenn’s ruppig wird besser nicht unter Deck und Lesen. Das mag das Gleichgewichtsorgan so gar nicht, und meldet: mir wird übel!

Gegen 17 Uhr kam es dann in der Flevo Marina am Nordrand von Lelystad zu rührenden Abschiedszenen mit obligatorischem Selfie.

Anschließend gingen Tanja und ich, nun wieder zu zweit unterwegs, durch die Houtribschleuse. Da der Bataviahaven wg der Vorbereitungen für die kommende „Hiswa te water“ gesperrt war, sind wir 5 nm weiter bis zum „Marker Wadden“ gesegelt. Ein Naturschutzgebiet nahe des Houtribdammes, das wir vor zwei Jahren zuletzt besucht haben. [M]

Beim Ablegen in Stavoren blies der Wind auch schon mit ca 20 Knoten, das sind gute 5 Bft. Da war ich dann schon froh über die zusätzlichen zwei Paar Hände an Bord. Die Schleuse zwischen den Kanälen und dem Ijsselmeer stand schon für uns offen und darin standen die beschriebenen Stewards. Auch das war heute echt eine grosse Erleichterung.

Die Wellen auf dem Ijsselmeer sind dagegen wirklich nervig. Obwohl die Bewegung an sich schon witzig ist und ab und zu eine kleine Dusche bei den aktuellen Sommer-Temperaturen nicht schadet. Aber sie bremsen halt total, man kommt einfach nicht voran. So ein Segel gibt dagegen nicht nur Vortrieb, es stabilisiert auch. Die ganztägige Bewegung im Schiff habe ich dann tatsächlich abends im WC auf der Insel gespürt: Landkrankheit, dh gefühlte Bewegung bei der Rückkehr auf den festen Boden…

Bei der Ankunft hier auf der neu geschaffenen Insel war sehr herzlich.  Das Büro ist zwar schon zu, aber wir wurden freundlich auf dem Steg empfangen, die Leinen wurden entgegen genommen und wir konnten uns zwei Duschmarken mitnehmen. Die offizielle Anrechnung folgt dann morgen.

Nach einem sehr leckeren von Michael gekochten Mal sind wir mit einer Büchse Bier und Schokolade zum Sonnenuntergang aufgebrochen. Die Atmosphäre ist wirklich eine besondere mit Dünen und Strand und Wellen, aber im Süßwasser. Jetzt ist grade der Mond aufgegangen und es gibt viele Sterne zu sehen – es gibt auf der Insel halt nur sehr wenig Lichter. Ich glaube, wir werden noch eine Nacht hier bleiben.. [T]

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