Vor Anker in der Grossen Breite

Vor Weseby, Schlei, 03.08.2022, 20:00 Uhr

Also diese glaziale Rinne gefällt mit richtig gut. Ein tiefer Einschnitt in das flache Land der Angeln und Schwansen, gebildet durch die Eiszeit und später von verschiedenen Flüssen als Ablauf genutzt. Und ich hatte immer gedacht, die Schlei sei einfach ein Fluss… Unsere Fahrt war sehr abwechslungsreich. Heute morgen erst noch ein kurzer Rundgang durch das Fischerdorf Maasholm mit dem Kauf einer aktuellen Ausgabe des Schlei Boten.

Nächster Stopp nach circa einer Stunde dann Kappeln zu Zahnärztin, Supermarkt, Bäcker und Fischgeschäft. [T]

Während Tanja sich ihren Zahn hat versorgen lassen, habe ich ein paar kleinere Reparaturen an der CHRITA vorgenommen. Dafür musste ich aber erstmal einen Bootsladen finden, in dem auch drinne ist, was dran steht. Der erste Versuch führte mich in einen Fahrradverleih, wie ich zu meinem Leidwesen erfahren musste. „Wir sind seit 3 Wochen hier drin. Da vorne gibt es noch ein paar Reste, können Sie gerne mal schauen.“ Wie sich herausstellte, war der Vorbesitzer des Lokals, ein Händler für Bootszubehör, in die Insolvenz gegangen. Über Gründe kann ich natürlch nur spekulieren. Aber ich möchte denken, dass Corona und ausgebliebene Gast-Skipper daran Schuld sind. Zum Glück war ein größerer Bootsladen ca 100 m die Strasse runter noch blühend im Geschäft. Dort habe ich dann bekommen, was ich suchte …. und noch ein bisschen mehr. Bootsladen ist der neue Baumarkt! So zog ich dann mir ein paar A4 Edelstahl-Unterlegscheiben, einer Opferanode für unsere Welle, eine neue Waschbürste um das Deck zu waschen und eine neue Nationalflagge für unser Heck zurück zur CHRITA. Als erstes habe ich die kaputte Flagge ersetzt. Zum einen war sie ziemlich ausgeblichen, zum anderen hatte sie ein unschönes Loch. Da ich vorgestern gelesen habe, dass die Flagge nicht defekt sein soll und auf keinen Fall auf Backbord gefahren werden „darf“, habe ich getan, was ich konnte und das fadenscheinige „Grau-Rosa-Beige“ durch kräftiges „Schwarz-Rot-Gold“ ersetzt. Aber auf Backbord wird sie weiterhin wehen. Da ist die Halterung für den Fahnenstock, warum, weiß ich nicht, aber da bleibt sie, weil es praktischer ist. Da wir bevorzugt mit der Steuerbordseite anlegen ist die Flagge, rein statistisch, weniger im Weg, wenn wir die Heckleinen festmachen. Die Unterlegscheiben sollen an unserer Badeplatform diejenigen ersetzen, die wir im Frühjahr frisch montiert hatten. Seinerzeit waren kurzfristig nur verzinkte Scheiben zur Hand, was sich leider rächt, denn spätestens im nächsten Frühjahr, besser noch diesen Herbst, müssen wir nach für nach die sechs Schrauben der Platform rausdrehen und die Unterlegscheiben austauschen. Dazu darf Tanja dann wieder in die Backskiste krabbeln.

Zwei andere der Scheiben habe ich auf unserem Vordeck benutzt. Auf Backbord hatten wir auch eine verzinkte Scheibe benutzt … Merke: man sollte nicht wahllos Unterlegscheiben nehmen, nur weil sie, mit unbekannter Provenienz, noch in der Werkzeugkiste rumirren. Notiz an mich selbst: auch wenn frau lästert wenn er mal wieder im Internet bei Schrauben-Heinz shoppen will. Nicht beirren lassen. Einfach Edelstahl A4 kaufen. Leider müsste frau sich dann aber nicht in die Backskiste falten. Also wie den Nutzen klarmachen, damit nicht gelästert wird? Für mich ein Gordischer-Knoten … Achja, die Opferanode. Wozu wir die brauchen? Bei unserer Aktion mit der Leine hat sich wohl die alte Anode, die im Frühjahr noch gut aussah, verabschiedet. Und um Korrosionsschäden zu vermeiden, müssen wir alsbald möglich eine neue Anode anbringen. Hier in der Schlei ist das Wasser aber zu trübe, wir müssen mal sehen, ob das mit den kleinen Schräubchen bei einem Taucheinsatz überhaupt machbar ist. [M]

Dann durch die Klappbrücke und entlang von Wäldern, grossen Landgütern und immer mal wieder einer Tonne bis zur Eisenbahnbrücke von Lindaunis. Dort wird aktuell eine neue Brücke gebaut, darum wird nur 4x am Tag geöffnet. Es ist schon eine faszinierende Technik, wenn sich so ein schweres Stück Metall langsam öffnet und den Weg für die auf beiden Seiten wartenden Segelboote frei gibt.

Witzig sind auch die Bezeichnungen in der Seekarte: Königsburg, Misslunder Enge, Mistwinkel oder Fieselör lassen mich über die Menschen nachdenken, die solche Namen geprägt haben. Für die Nacht liegen wir jetzt in der Grossen Breite vor Anker. Statt Anlege-Schluck gab es ein Anker-Baden und danach den Anker-Drink. Als Sundowner hat uns Michael ein himmlisch leckeres Stück Dorsch mit Bratkartoffeln kredenzt und jetzt bleibt uns nur noch, der Sonne beim Untergehen zuzusehen. Es geht auch schlechter! [T]

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5 Antworten

  1. Monia sagt:

    Super Urlaubsbilder! Inklusive der entspannten Tanja in der Halbsonne…. Ich bin neidisch!

  2. Christa sagt:

    Danke, dass du so richtig schön alle Reparaturen erklärt hast. (Wort + Foto) Ich lerne sehr viel.
    Tanja, gehts deinem Zahn wieder besser?

  3. Christoph sagt:

    hach und so schöne Sonnenuntergänge… es geht wirklcih schlechter.
    Ich bin jedesmal gespannt auf die Fortsetzung der Chrita-Odyssee… (Chritasee?)
    LG
    Christoph
    PS.: Euer Schreibstil wird auch immer entspannter…

    • Michael sagt:

      Danke, wir sind auch gespannt wie’s weiter geht 🙂
      Und so langsam traue ich mich auch wieder an ‚philosophische Exkurse‘ ran, anfangs war ich noch bemüht für ein gewisses ‚Klientel‘ mehr Bilder als Text zu bringen. Das sehe ich tatsächlich im Moment viel entspannter

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