Tiefe 0.0 – den ganzen Tag
Lauwersoog, 11.06.2022, 22:40 Uhr
Heute ist es spät geworden, bis wir dazu kommen, die Gedanken zum Tage niederzuschreiben. Zuletzt stand noch die Planung des morgigen Tages an.
Losgekommen in Leeuwardem sind wir heute morgen kurz vor 10 Uhr. Wir hörten die Schranken der Vrouwenpoortsbrug bimmeln. Ein untrügliches Zeichen für die nahende Brückenöffnung. So drehten wir das Schiff mit dem Bug Richtung Fahrrinne und gaben Gas, um aus dem Modder am Ufer herauszukommen. Irgendwie ist hier in Friesland die durchschnittliche Tiefe an den Anlegern geringer als in Zeeland. Das gilt auch für die Staande Mast Route. Auf der Seekarte ist die Tiefe mit 1,90 m angegeben. Unser Schiff hat 1,75 m Tiefgang. Also etwas Luft. Nun haben wir das Log, dass uns die Wassertiefe unterm Kiel anzeigt, mit etwas Puffer eingestellt. Aber mit Modder, Wasserpflanzen, und etwas variablen Wassertiefen ist es dann doch so, dass wir den ganzen Tag über recht häufig die „0.0“ auf unserem Tiefenmesser bewundern konnten. Und doch fuhren wir ohne Probleme. Meist zumindest [M]
Wir sind ja jetzt schon erfahrene Kanal-Befahrende, darum war der Motor heute über weite Strecken nur im Leerlauf dabei, der Anrieb kam vom Vorsegel. Da zeigt sich die Erfahrung von den Baggerlöchern an der Maas: Wechselnde Winde sind OK, wenn der Schwung reicht, um aus dem Windschatten eies Bauernhofes bis zur nächsten Bö zu kommen. Und da der Motor ja noch mit läuft, ist auch ein kurzes Steckenbleiben im Schlick kein Problem: Einfach den Gang rein und mit dem zusätzlichen Schub wieder in tieferes Gewässer zurück.[T].
Beim ersten Anlegeversuch in Dokkum, die schöne nördlichste Stadt von Friesland, kamen wir nicht bis ans Ufer. Beim zweiten Versuch, am Fuße der „Zeldenrust“ Mühle, reichte es so gerade um mit einem großen Schritt an Land zu gehen. Für die ein, zwei Stunden, die wir für die Besichtigung der Mühle und der Stadt vorgesehen hatten, war das ok [M]
DIe Mühle war echt cool: Die Flügel und das Getriebe im Mühlenkopf knartzten, und innen konnten wir einiges von den Mahl-Vorrichtungen bewundern. Dokkum ist ein friesisches Kleinod, obwohl hier vor ca. 1200 Jahren der heilige Bonifatius ermordet wurde. Morgen ist sein Ehrentag – ich habe in der Bonifatius-Kirche mal direkt ein Kerzchen für Margret vom Bonifatius-Kindergarten angezündet [T].
Anleger für Schiffe mit Tiefgang > 1,50 m gab es dann hinter der nächsten Brücke, Richtung Dokkumer Groot-Diep. Jetzt wissen wirs (aber die Plätze waren eh belegt).
Sowohl die Fahrt ab Leeuwaren durch das Dokumer Ee und dann ab Dokkum durch das Dokkumer Groote-Diep bis hin zum Lauwersmeer sind landschaftlich echte Hingucker. Das Ee eher mit wechselnder Bebauung, tiefgrünen Wiesen und Baumreihen während das Diep dann den Blick auf eine weite Landschaft mit gelblichem Schilf am Ufer bietet. Ich bin nicht so gut darin Landschaftformen zu beschreiben. Bestimmt kann Tanja das als Geografin viel besser. Ich lasse mal die Bilder sprechen.
Dokkumer Ee (Leeuwarden bis Dokkum)
Dokkumer Groote-Diep (Dokkum bis Eingang Lauwersmeer)
Das letzte Stück über das Lauwersmeer war dann eine schöne Segelfahrt. Am Anfang nochmal Tiefe 0,0 – aber jetzt wirklich. Wir hatten gerade die Segel gesetzt und auf einmal fühlte es sich so komisch an. Wir standen. Unter vollem Vorsegel. Mit kurzer Unterstützung des Motors ging es dann aber flott unter Segeln mit 5 bis 6 kn bis zum Jachthafen Noordergat in Lauwersoog. [M]
Wenn unsere Planung und die Berechnung der Gezeitenströme passt (drückt uns die Daumen) dann sind wir morgen wieder in Deutschland. Dann ist es erstmal wieder vorbei mit dem Nederlands praten [T].
Das sind ja so Wortkonstruktionen, die ihr beim Scrabble immer so schön erfindet und für „echte“ Wörter verkaufen wollt:-)
Ne wie schön!!
Ich freue mich wie jeden Tag beim Frühstück von euren spannenden Abenteuern zu lesen.
Noch mehr freue ich mich auf nächste Woche – MoMel zu Gast auf der Krita 🙂
Da wird die CHRTA zur MoMelTaMi 🙂