Tätigkeiten auf unserer längeren Wegfahrt
Ostsee bei der Holst Bank, 30.07.2022 16:30 Uhr
Wir haben heute eine Süddeutsche Zeitung ergattert – von gestern, also richtig aktuell – und aus dem Kreuzworträtsel wissen wir jetzt auch, dass wir auf einer ‚längeren Wegfahrt‘ sind. Klingt sehr poetisch, oder? Allerdings ist ‚Fahrt‘ etwas euphemistisch, denn der Wind ist sehr unstet und häufig stehen wir eher bei unter einem Knoten… Egal, so eine Pause habe ich genutzt, um kurz ins Wasser zu springen. Ich kann nicht glauben, dass es tatsächlich nur 17,4 Grad haben soll und wollte mit einem Schwämmchen den Fühler unter dem Schiff von Algen befreien. Natürlich ist das der Moment, in dem der Wind wieder anspringt und ich mit der CHRITA um die Wette schwimmen darf. Dabei kann ich immer ein bißchen schummeln, denn ein Fender an der langen Leine gibt mir die Möglichkeit wieder aufzuholen, wenn notwendig. Also doch zurück zu den maritimen Aufgaben: Ein gefundener Fender hatte eine zu kurze Leine, so dass hier die Kenntnisse aus dem Spleiss-Kurs zum Einsatz gekommen sind.
Zur Kategorie ‚Besichtigen‘ können wir auch noch etwas schreiben: Noch vor dem Frühstück sind wir mit den Hafenrädern los, um einem Spaziergang zu den Highlights von Assens zu folgen: Die alte Zuckerrohrfabrik – jetzt das Rathaus, die ehemalige Silbermanufaktur – jetzt Museum, die frühere Tabakfabrik – jetzt Kulturzentrum, einer der grossen Handelshöfe mit Schenke – immer noch Schenke, aber leider erst ab 11 Uhr geöffnet und natürlich die Kirche – mit ganz kurzem Blick auf den Pfarrer in schwarzem Gewand mit großem weißen Kragen. Mir gefällt der Ort richtig gut. Früher sehr reich durch Viehhandel, die Fähre über den kleinen Belt, Werften und den oben geschilderten Aktivitäten, heute eher gemütlich mit alter Bausubstanz, der ihr Alter meist auch etwas anzusehen ist. Nach einem Frühstück habe ich auf Dänisch gefragt („Har Du morgenmad?“), das klingt ein bißchen wie ‚ich glaube, Ihr Hund kann gar nicht sprechen‘: Hoa Du moaen mo (Insidergag für die Älteren unter unseren Lesern). Und ich wurde tatsächlich verstanden! Wir sind ja doch schon länger hier in Dänemark unterwegs. Das merken wir nicht nur, weil uns die Könige langsam bekannt vorkommen – sie heissen eigentlich immer abwechselnd Christian oder Frederik, sondern auch daran, dass uns historische Personen mehrmals begegnen. Im Marinemuseum von Ålborg wurde vom Seehelden Peter Willemoes berichtet und hier in Assens ist er geboren.
Dyvig, Als, vor Anker, 30.07.2022, 21:30 Uhr
Als der Wind dann auffrischte hat die CHRITA das Wettschwimmen mit Tanja übrigens gewonnen 🙂 Ich habe dann mal Gnade vor Recht ergehen lasen und Madam wieder an Bord genommen, damit wir einigermassen gleichzeitig an unserem Ziel, der Dyvig Bucht, im Norden des Alsfjord ankommen. Das Segeln hier hin ging dann erfreulich flott mit 4 bis 5 kn. Das Trallern bei wenig Wind zuvor war gut für die Seele. Kaum Geräusche, nur ab und an gluckert es ein bisschen unterm Bauch des Bootes. Aber flottes Segeln macht dann auch Spass, weil so die Wahrscheinlichkeit irgendwann am gleichen Tag am Ziel noch anzukommen beträchtlioch höher ist. Wir konnten bis kurz vor die sehr enge Einfahrt in die Bucht noch segeln. Der Kurs passte, da wir zuvor bis an das Westende des Fjords gefahren sind. So konnten wir dan gen Osten einfach reinsegeln, bis wir dann wegen der Engstelle den Motor starteten. Da alle Plätze vor dem Hotel und im Yachthafen belegt waren, liegen wir nun mit ca 20 anderen Schiffen in einer der beiden Ankerbuchten. Mal sehen, ob morgen Platz an einem der Stege frei wird, damit wir mit den Rädern etwas unternehmen können. Wenn nicht? Tja, dann sehen wir morgen weiter, wenn’s soweit ist. [M]
Noch ein kleiner Nachtrag: Schweinswale sind nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören. Wenn wir unter Segeln so rumstanden, dann konnten wir manchmal das charakteristische Ausatmen der kleinen Delphine hören. Und jetzt im Dunklen der Ankerbucht, mit der fernen Geräuschkulisse von der Terrasse des Hotels haben wir es eben auch vernommen und konnten es als Runde durch die Bucht aus verschiedenen Richtungen orten. Vielleicht nutzen die Schweinswale die Ruhe der Nacht, um hier ein paar Fische zu naschen… [T]
Vielleicht waren es keine Schweinswale sondern Seeungeheuer?
Möglich ist alles, ich bin sehr froh, dass sie uns nicht gefressen haben…