Segeln – unser Mittel zum Zweck

Maasholm, (Deutschland, an der Mündung der Schlei in die Ostsee), 21:50 Uhr, 02.08.2022
Der Morgen begann mit dem Setzen der Flagge. Leider hatte ich das Setzen des Dannebrog auf der DANNEBROG nicht mitbekommen. Ich bin zwar aus der Koje raus, als Tanja zum Pfeifen und Lautsprecherdurchsagen, die durch den Hafen schallten, meinte „jetzt setzen sie die Flagge“. Doch da blieb mir nur noch unsere Nationale (die übrigens dringend ersetzt werden muss, da arg mitgenommen) zu setzen. Doch auf der großen Yacht war die Show noch nicht voraüber. Zum Morgenappell trafen sich die Damen und Herren der Besatzung auf dem Achterdeck. Als letztes kam der Kommandant und es erschallte ein „Moan“ zur CHRITA herüber. Jo, „moan“ dachte ich bei mir. Den Rest des Palavers reimte ich mir aus meiner Wehrdienstzeit zusammen. Was steht heute an, wer macht was, wer bekommt eine Auszeichnung (und somit Sonderurlaub) … Tagesgeschäft halt. Danach löste sich die Gruppe peu à peu auf und man plauschte in kleinen Gruppen anderswo auf dem Schiff weiter. Eine der besprochenen Aktionen war bestimmt „wir lassen das Beiboot runter und fahren ’ne Hafenrunde“, eine andere „das Holz am Achterdeck muss mal wieder abgewaschen werden“.[M]
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Zwischendurch mussten wir unsere Nachbarn vom Steg ablegen lassen, da diese um 09:38 Uhr durch die Brücke wollten. Danach haben wir aber nochmal angelegt, da Tanja noch joggen und bei der Gelegenheit auch unser dänischen Flaschenpfand in bare Münze tauschen wollte.
Gegen 11 Uhr sind wir dann los. Gerade raus aus dem Hafen hat Tanja noch kurz gebadet. Es war wirklich nur kurz. Ich glaube das Wasser war ihr zu kalt 😉 .
Die Überfahrt Richtung Deutschland war gemischt. Erst angenehmer Wind und glitzernde Ostsee. Der Kurs passte. Grobe Richtung Leuchtturm „Kalksand“, der am Eingang der Flensburger Förde steht. Ich hatte gerade das Ruder an Tanja übergeben, um ein bisschen zu schlummern, als eine Flaute uns ausbremste. Nach kurzer Zeit brieste es zum Glück wieder auf, allerdings nicht ganz passend für uns, so dass wir erst Richtung Æro segelten, um dann, nach einer Wende, wieder auf das deutsche Festland zuzusegeln. Kreuzen halt – was Seglnde so machen, wenn sie in die Richtung wollen, aus der der Wind kommt.




Zwischendurch sorgte die „Alster“, ein Aufklärungsschiff der Bundesmarine für Abwechslung am Horizont (und jetzt im Moment tösen Schrauben- und Bugstrahlrudergeräusche durch den Hafen. Ein Dreimaster legt an, laut AIS Daten auf Marinetraffic ist es die „Hendrika Bartelds“ aus den Niederlanden.)
Ein Höhepunkt auf unsererm heutigen Törn war das Einholen der Gastlandflagge. Seit unserer Ankunft in Esbjerg haben wir einen kleinen Dannebrog unter der Steuerbordsaling gefahren. Als wir dann die seewärtige Grenze der Bundesrepublik Deutschland wieder überquert hatten, war dies Anlass auch die dänische Gastlandflagge wieder einzuholen.

Kurz vor unserem heutigen Ziel setzte Regen ein und auch der Wind spielte uns noch weniger in die Karten, sodass wir nach 22 nm segeln die letzten Meilen unter Motor in die Schleimündung einliefen. Während ich noch ein wenig die CHRITA versorgte (Fett in die Wellendichtung, Wantenschoner auf der Reeling repariert) und Klarschiff machte, erkundete Tanja den Hafen und bezahlte das Hafengeld. Ein guter Tipp den sie an Bord mitbrachte war der „Störtebecker“, eine kleine Kneipe/Restaurant, wo wir heute Abend sehr leckeren Labskaus und Fischteller gegessen haben, dazu ein kühles Bier und danach ein Espresso. Der Abend war gerettet!
Aus gegebenem Anlass an dieser Stelle noch ein Dank an diejeniegen, die, neben uns, Spaß an dieser, unserer Art der Notizen und Reiseberichte finden. Wir freuen uns natürlich sehr über Kommentare im Blog, denn die zeigen uns direkt, dass jemand unsere Worte auch gelesen und Bilder gesehen hat. Aber auch Eure Rückmeldungen per WhatsApp oder eMail freuen uns tierisch. So schrieb mir heute ein Freund, dass er ab und an unsere Berichte liest und es toll findet, dass wir auch Ausflüge machen würden. Er würde Segler kennen, die nur die Häfen auf ihrer Reise erleben. Ja, wir segeln ganz gerne, am liebsten bequem, aber das Segeln, die CHRITA, ist für uns das Mittel zum Zweck. Und der Zweck ist eine Reise zu machen. Neues zu entdecken, Bekanntschaften machen, Austausch, Abwechslung und Anregungen zu bekommen. Das geht im Hafen, doch habe ich gestern (oder war es vorgestern?) zu Tanja (die im Übrigen heute lange vor mir in die Koje gekrabbelt ist – echt untypisch, es war sogar noch hell) gesagt, dass der Blick vom Schiff auf die vorbeiziehende Landschaft nur eine Perspektive ist, ein Land zu erkunden, zu erfahren. Deswegen ist es wichtig für uns, eine wahre Bereicherung, den ein der anderen Hafen auch mal Richtung Land zu verlassen. Mit einem anderen Blickwinkel auf das Land, die Landschaften zu schauen, die wir bereisen. Deswegen war auch die Bahnreise zum Schützenfest, Ende Juni, keine ärgerliche „Unterbrechung“, sondern bereichernder Teil unserer Reise. Den Trip nach Skagen hatte Tanja eh auf dem Plan – und besser hätten wir die Zwangspause durch den Starkwind in Nibe kaum nutzen können. Wir leben ja auch unterwegs weiter und nehmen gerne Teil am Leben unserer Familie und Freunde. Mittlerweile ist das ja auch viel einfacher als noch vor ein paar Jahren, als jedes Telefonat wohlüberlegt sein wollte und Internetcafes die einzige Möglichkeit waren, eMails zu empfangen bzw zu senden oder Nachrichten im Blog zu posten. Das ist ja auch eine weitere positive Begleiterscheinung: wir haben Zeit für Freunde und Famile. Deswegen finden wir es ganz besonders schön, wenn jemand die Mühen einer weiten Auto- oder Bahnfahrt auf sich nimmt, um ein paar Tage mit uns an Bord zu verbringen. So wird aus geteilter Zeit doppelte Freude. [M]
Manche Dinge sind auch in den fernen und nahen Ländern so wie bei uns. Dazu gehören spielende Kinder, für die eine Serviette zum Hut wird und in Gruppen arbeitende Menschen, wo sich um jede:n Arbeitenden (Horst) eine kleine Gruppe von Zuschauenden und Diskutierenden bildet. So gilt auch auf Reisen: Same same, but different, in diesem Fall mit Schwerpunkt auf Ersterem [T]
Schöne Beschreibungen Eurer Ausflüge, der Museumsbericht und was so alles passiert im Hafen und auf See. Am wichtigsten ist immer die Karte mit dem roten Segelboot im roten Kreis zum Schluss. Da kann man schonmal überlegen wo es als nächstes hingeht um dann völlig falsch zu liegen. Gute Reise weiterhin!
Und-seid ihr auch ein bisschen traurig, wieder in Deutschland zu sein?
Ich freue mich natürlich, euch demnächst wiederzusehen. Aber ich werde eure wunderbaren Berichte und Bilder vermissen!
Geht so. Ich muss mich beim Grossen wieder umstellen von Hej-Hej auf Moin. Aber bevor wir zurück kommen geht es ja noch ins Land von Daaaag…
Schöne Worte und da finde ich mich bzw uns ja da auch wieder. Reisen, wie ihr es macht (und wir ein paar Tage incl. der weiten Anfahrt mit Euch geniessen durften) sollte man wirklich viel öfter machen. Ich lese Eure Berichte weiter mit grossem Genuss und hoffe, dass ich irgendwann mal wieder bei Euch an Bord zu Gast sein darf
Hallo Ihr Beiden,
so schön Eure Berichte … und so ein bisschen Sehnsucht ist definitiv dabei 🙂
Ihr macht es richtig, nicht nur „Mare“, sondern auch die Menschen und die Landschaften sind immer wieder toll und geben viele neue Impressionen …
Euch weiterhin viel Spaß, viele interessante Eindrücke und immer eine handbreit Wasser unterm Kiel,
Thomas
Danke für Deine guten Wünsche. Hier im Hafen zeigt das Lot mal wieder 0,0 – hoffentlich sind es nur Wasserpflanzen…