Schwachwindig
54° 34.5′ N 010° 02.6′ E (0.5 nm vor Damp), 08.08.2022,11:15 Uhr
Ablegen wenn kein Lüftchen weht ist eine Wonne. Hatten wir gestern morgen unsere Nachbarn noch an der Leine aus der Box geführt, damit sie es leichter haben und nicht vertreiben, so war es heute für uns völlig entspannt. Auch weil alle Boxen neben uns schon leer waren. So konnten wir ganz ruhig nach hinten weg und aus dem Hafen raus. Obwohl kaum Wind. haben wir direkt die Segel gesetzt und „rasen“ mit 1.0 kn auf das Kardinalzeichen „Stollergrund-S“, eine Südtonne, zu. Um die Zeit zu vertreiben wird nun erst mal gefrühstückt. [M]
„Reise, Reise! Seemann mach‘ die Socken klar, die Waschfrau von Laboe ist da!“ Dieser gut gelaunte Weckruf meines Vaters am ersten Urlaubstag vor der Fahrt zur CHRITA gehört zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen. Ich hätte irgendwie nie gedacht, dass ich auch mal selbst mit dem Schiff in einer so fernen Stadt wie Laboe liegen würde. Durch eifriges Nachlesen habe ich heute gelernt, dass „Reise“ vom niederdeutschen „rise“ kommt und aufstehen heisst. Mal wieder ein bißchen Bildung in diesem Blog! Die Fahrt von Damp hierher war leider sehr windarm, nach 1,3 Seemeilen in 1,5 Stunden haben wir uns dann doch für den Motor entschieden. Unterhaltung bot sich durch die Anrufe für diverse Freizeitboote über Funk, mit der Aufforderung doch das Verkehrstrennungsgebiet ordnungsgemäss zu kreuzen oder die Schiessgebiete zu verlassen, von den Marineschiffen Nordrhein-Westfalen und Gorch-Fock und später vor Kiel bei der Betrachtung von diversen Segelschulen oder Trainingsgruppen mit Optis und anderen Jollen. Ist echt was los hier in der Kieler Bucht! Kaum im Hafen angekommen fuhr dann auch die Dannebrog aus dem Nord-Ostsee-Kanal kommend vor uns vorbei – am Mittwoch hatten wir noch im Schlei-Boten gelesen, dass sie in Richtung Nordsee durch den Kanal gefahren ist.
Wir haben hier im Yachthafen von Laboe extra einen Platz aussen am Steg gewählt, damit wir einen guten Blick auf die Förde haben und alle Boote sehen, die in den Kanal hinein oder heraus fahren. Ein sehr schöner Anblick. [T]
In Laboe gehört natürlich auch ein Ausflug zum Marine-Ehrenmal dazu. Schon von weitem mit 77 m Höhe gut zu erkennen, sind wir erst mit der CHRITA und dann mit den Rädern darauf zu gefahren. Es erinnert an auf See gefallene Marinesoldaten aller Nationen aus den verschiedenen Kriegen und auf See gebliebene Seeleute. Im Inneren finden sich Kränze und Gedenktafeln, sowie eine Ausstellung zur Geschichte der Marine. Der Blick vom Dach auf die Kieler Bucht ist fantastisch! Vor allem jetzt im Sommer, wenn sich das Leben auf und im Wasser der Förde abspielt.
Ein Mähdrescher fährt unterhalb des Turmes die Ernte ein. Dies erinnert mich daran, dass ein Großteil unserer Reise schon wieder hinter uns liegt und sich der Herbst zumindest vorsichtig ankündigt. [M]
Ja, der Mähdrescher: Für die meisten Kinder auf dem Turm war er die grösste Attraktion. Wer will schon die Aussicht geniessen, wenn da unten ein beeindruckendes Fahrzeug unterwegs ist. Mich haben die fast karibischen Farben der Ostsee fasziniert. Und die Innenansicht des Gebäudes. Es wurde vor ca 100 Jahren von einem Düsseldorfer Architekt entworfen, vielleicht erinnert es mich darum auch an die Tonhalle und die Museen am heimischen Rheinufer. [T]
Für morgen freuen wir uns auf neuen Besuch aus Büttgen. Der Kühlschrank ist gefüllt, von innen ist schon alles sauber, morgen früh kommt noch der neue Schrubber mit Wasseranschluss zum Einsatz, um das Deck zu schrubben. [T]
Herrliche Fotos!! Und Danke für´s Aufschlauen des Geschichts-, Seemann/frau:innen-Wissens. Und für´s Lachen über Kommentare, Kindheitserinnerungen und eure tollen Beschreibungen. So macht Reisen Spaß!!! Liebe Grüße an alle Tami-Worldler!! LG Dagmar