Reinkarnation?

IJmuiden, am Strand. 25.08.2022, 17:15 Uhr

Ob die Möven am Strand, die sich unerschrocken das Treiben der vielen sonnenhungrigen großen und kleinen Menschen anschauen, wohl verstehen was da vor ihnen passiert? Sind es vielleicht ehemalige Sonnenanbeterinnen, die nun als Möwe wiedergeboren, von ihrem vergangenen Leben träumen? Sich erinnern, wie sie selbst in den 50er oder 60er Jahren des letzten oder vorletzten Jahrhunderts (oder früher) an den Stränden Italiens (oder woanders)  Sonne, Meer und Strand mit Müßiggang oder bei harter Arbeit erlebt haben?

Oder sind die Möwen allein im Hier und Jetzt auf leichte Beute aus? In einem unbeobachteteten Moment nach Nahrung in den abgelegten Bündeln nach Keksen, Fisch- oder Wurstbrötchen zu stöbern? Warum fliegen sie nicht über die Brandung, schwimmen im Meer? Sondern spazieren umher durch den Sand zwischen trinkenden, essenden, schlafenden und spielenden Menschen?

Vermutlich hat ein schlauer Mensch bereits darauf eine Antwort gefunden… Ich favorisiere im Moment mal die Reinkarnationsthese.

18:00 Uhr

Meine Zuversicht schwindet. Mit den aufbrechenden Familien deren Kinder die Überbleibsel des Picknicks den Möwen hinhalten scheint die Nahrungsthese in dem Maße wahrscheinlicher zu werden, mit der die Anzahl der wartenden und nach Brot hechtenden Vögel ansteigt. Auch Horden von Vögeln die in sicherer Entfernung alleingelassene Taschen plündern, unterstützen die Vermutung, dass es ums große Fressen geht.

Wobei … auch Wiedergänger müssen mal zu Abend essen, oder etwa nicht? [M]

Zurück ins hier und jetzt. Wir haben nach gemütlichem Frühstück den Tag erstmal zum Arbeiten genutzt. So langsam versuche ich mich mit meinen Gedanken wieder in Richtung Medizingerätesoftware zu bewegen, damit der Schock nächste Woche nicht zu gross wird. Zum Nachmittag haben wir uns dann auf die Suche nach einem Kaffee in den die Marina umgebenen Häusern begeben. Leider erfolglos. Ein Niederländer in einem anderen Hafen sagte, dass es Gerüchte über den Bau dieses Hafens gäbe: Er sei so gross, dass es eigentlich nur um Geldwäsche gehen könnte und jetzt würde er langsam verfallen. Mit diesem Blick betrachtet sehen wir jetzt auch all die leerstehenden Lokale, die Restaurants mit kurzen Öffnungszeiten, den kleinen Supermarkt mit seltsamen Angebot (ein Regal mit komischen Deko-Artikeln, zwei Regale mit Chips aber nur drei Sorten Kekse) und auch die öffentliche Eiswürfelmaschine im Hafengebäude – bisher mein Highlight hier in Ijmuiden – ist leider nicht mehr da. All das erzeugt eine seltsame Endzeitstimmung. Es kann aber auch einfach sein, dass die Saison schon zu Ende ist und niemand mit so vielen 30 Grad Tagen Ende August gerechnet hat… Zum Kaffee tat es bei uns auch ein Eis am Stil und zum Abendessen haben wir uns vom Chinesen auf der Promenade etwas mitgenommen und auf dem Schiff genossen. Der Strand ist super breit, Unterhaltung durch Kite-Surfer und Möwen (siehe oben) gesichert und das Wasser ist angenehm warm. Für uns ist also der Service ok! [T]