Regatta über das Borkum-Riff – auf nach Norderney

Norderney, Di 14.06.2022, 22:10 Uhr
Heute morgen war noch heute Nacht: Motor an schon um 4:30 Uhr, damit wir rechtzeitig an dem Memmert-Wattfahrwasser hinter Juist sind. Unser Päckchen-Nachbar zur Linken hat sowohl uns, als auch unseren Nachbarn zur Rechten gut zugeredet und uns überzeugt, statt des langen Weges aussen um Juist herum doch nur um Borkum herum und dann südlich an Juist vorbei zu segeln. Auf die Idee wären wir alleine nicht gekommen, ob unseres Tieefgangs von 1,75 m erschien uns der bessere Weg bisher immer möglichst lange weg vom Watt. Aber wenn die Beneteau mit 1,90 m Tiefgang unten rum fahren kann, dann sollte es bei uns doch auch gehen, oder? Unser Fahrwasser fällt bei Ebbe vollständig trocken, und ist daher nur rund um den Höchststand der Flut zu befahren. Da sich die genaue Lage immer mal wieder verändern kann, ist die tiefste Rinne markiert. [T]

Ja, aber um das herauszufinden mussten wir erst einmal erfolgreich Borkum umfahren. Im Norden der Insel liegt das berüchtigte Borkum-Riff, eine Sandablagerung, die schon so manchen Seefahrer um sein Glück gebracht hat. Wir hatten uns den Kurs auf Papier und Digital angesehen. Müsste passen, niedrigste Stelle 2,2 m und wir waren bei auflaufendem Wasser und moderatem Wind unterwegs. Und doch war ich froh, als wir dieses berüchtigte Riff heil überfahren hatten. Zwischendurch dachte ich schon, wären wir besser, wie die beiden Beneteaus, in weiterem Bogen um das Riff gefahren? Aber vermutlich hätten wir es dann nicht rechtzeitig zum Memmert-Wattfahrwasser unterhalb Memmert bzw Juist geschafft. Denn der Weg über das Borkum-Riff hat uns einen deutlichen Vorsprung vor den schnellen Beneteaus verschafft. Sie waren eine lange Zeit hinter uns verschwunden. Erst im Voorentief, dem Gatt zwischen Borkum und Juist, erspähte ich sie weit hinten am Horizont.









Am Wattfahrwasser angekommen hatten sie schon merklich aufgeschlossen. Doch wir sind mit einer Schaar Wattsegler, die südlich durchs Borkumer Watt durchgefahren sind, in den Slalomparcour, der erst mit kleinen roten Tonnen und dann mit kleinen Reisig- oder Birken (Pricken) abgesteckt ist. Alle haben sich fein an den „Tonnenstrich“ gehalten. Nur eine nicht immer. Das merkte ich, als es etwas unterm Kiel rumpelte. Aber „alles nur Schlick und wir haben ja auflaufendes Wasser“. Letzteres will sagen: wenn wir festgesteckt hätten, dann hätte nach einiger Zeit die Flut uns wieder befreit. Wäre aber schon peinlich gewesen.








Das Seegatt zwischen Juist und Norderney war zum Glück heute kein Problem. Stromrichtung und Wind waren im Einklang. Das es auch anders aussehen kann, lassen die sich am Juister Ostende brechenden Wellen erahnen.
Rechtzeitig zur Telefonkonferenz waren wir dann im Hafen. Zwischenzeitlich hatte Tanja uns für den Abend mit den beiden Beneteau Crews verabredet. Vor dem Vergnügen legte sich Madam noch etwas zur Ruhe, während ich „den Manfred machte“. Sind die Stromkabel angeschlossen, die den „Johann“ (so nennen Segler oft die Selbststeueranlage) versorgen sollen? Welches sind die Schrauben, um den „Himmel“ der beiden Achterkojen wieder zu verschließen? Immer was zu tun! Aber wir haben auch schon von verschiedenen Seiten ein Lob bekommen, wie schön unser Boot doch aussieht. Das freut mich. Eine weitere Bestätigung, dass sich die Arbeit und Mühen im Winter gelohnt haben. Es macht schon mehr Spass mit einem schönen Boot herumzufahren, als mit einem, dem die 45 Jahre sichtlich zugesetzt haben. [M]
Es wurde ein sehr schöner Abend mit tollen Gerichten im „al momento“. Mit anregenden Gesprächen, die mit Rücksicht auf mich auch zum großen Teil auf Deutsch geführt wurden. Für Tanja gab es aber immer noch genügend Gelegenheit Niederländisch zu sprechen. Erinnerung an mich: die Geschichte der zwischen Vlieland und Terschelling gesunkenenen „Lutine“ nachlesen… ich gkaube das mache ich am besten mal direkt. [M]
Jetzt sitzen wir noch bei einem Gläschen gekühltem Wein in der Plicht und bewundern den aufgehenden Mond – ein Anblick, den ich tatsächlich immer noch mehr genießen kann wie den Sonnenaufgang…[T]


Glückwunsch, dass ihr das Riff geschafft habt und sogar die Beneteaus abgehängt habt. Habe euer Schiffchen bisher nur auf Fotos gesehen und das sieht schon mega aus, habt ihr richtig klasse hinbekommen ihr Zwei. Und Tanja logisch, dass du den Mondaufgang mehr geniesst als Sonnenaufgang, diesen siehst du ja auch nur gaaannnzzzzzz selten:-) Lieben Gruß aus einem tropischen Anrath