Otzumer Balje querab – Was nun?

Spiekeroog, 15.08.2022, 15:40 Uhr
Diese oder eine ähnliche Frage kennt wohl jeder, der für seinen Sportbootführerschein See oder den Sportküsten Schiffer Schein (SKS) die Navigationsaufgaben bearbeitet hat. Vermutlich ist die Otzumer Balje die betühmteste Fahrwassertonne Deutschlands 😉 Wobei die Otzumer Balje eigentlich die Bezeichnung des Fahrwassers, eine Rinne zwischen Langeoog und Spiekeroog ist. Die Antwort auf die Frage war für unsere Navigationsaufgabe klar: Links ab ins Fahrwasser, die Balje, nach Spiekeroog.[M]
Der Hafenmeister bzw Stegwart wie er hier heisst, wusste zu erzählen, dass die Familie des Prüfungsfragen-Herausgebers hier auf der Insel wohnt. Gemeinsam haben wir dann herausgefunden, dass Balje ein altes Wort für Wanne ist und auch ein Hohlmass bezeichnet. Immer wieder schön zu erleben, wie unser Wissensdurst auch andere ansteckt [T]
Wir hatten uns zuvor per EMail beim Spiekerooger Segelverein erkundigt, ob wir mit unseren ca. 1,80 m Tiefgang in den Häfen können. Laut Seekarte bleiben nämlich nur 40 cm wenn Niedrigwasser ist im Hafenbecken. „Klar, das passt. Ihr seid herzlich Willkommen, es sind noch einige Plätze frei“. Na dann, no risk, no fun. Auf nach Spiekeroog.
Einfacher gesagt als getan. Zwar hat das Ablegen heute morgen um 7:30 Uhr gut funktioniert, doch der Wind aus Ost stand genau auf die Hafeneinfaht von Helgoland. Die CHRITA stapfte auf und ab durch die Wellen und kämpfte sich mühselig voran. Mit ca. 1,2 kn ging es sehr langsam, aber stetig voran. Ich konnte sehr früh sehen, dass etwas weiter draussen, etwa ab dem betonnten Fahrwasser, deutlich weniger Welle war. Sonst hätte mich vermutlich der Mut verlassen und ich wäre umgekehrt. Auch mehr Gas zu geben brachte nichts. Eher im Gegenteil: eine leerlaufende Schraube, also eine die keinen Schub durchs Wasser auf Boot bringen kann, ist ein sehr unangenehmes Geräusch. Und das verstärkt sich bei mehr Gas. Also im Fahrwasser dann die Segel setzen und versuchen gegen die Wellen und gegenläufige Strömung, anzufahren. Zum Glück gelang dies. Und um zügig voranzukommen, haben wir nach erstem Versuch nur mit Vorsegel aber direkt auch das Großsegel gesetzt.
Etwas später zeigt die Nordsee eines ihrer (ein paar mögen es schon sein) anderen Gesichter. Guter Wind und keine Welle. Das Segeln machte Spass! Nach ca. 10 nm war wieder Ende. Flaute. Motor an, damit wir um Hochwasser rum auch an der Otzumer Balje sein können. Logischerweise sammelten sich um die Zeit des Hochwassers herum die ganzen Segler, die nach Spiekeroog wollten. Denn dann ist ausreichend Wasser vorhanden um flache Stellen zu überqueren und überhaupt an den Liegeplatz im Hafen zu kommen.







Nun sind wir angekommen und liegen wir fest vertäut im Hafen Wir sind ein bißchen gespannt. da wir noch 1,5 m unterm Kiel haben, das Wasser aber deutlich weiter ablaufen wird. Das heißt weniger als Null unterm Kiel. [M]
Nach dem Anlegen haben wir direkt nochmal perMail nachgefragt, ob es hier ok ist. Die Antwort kam sofort und später hat uns der Vereinsvorsitzende noch persönlich begrüßt und beruhigt. Das ist doch mal ein richtig netter Service![T]
Zwischendurch war um uns herum nur Matsch und Modder. Die CHRITA lag in einem schwarzen Puddig. Das komplette Unterwasserschiff lag im Modder Mittlerweile guckert es um uns herum, das Wasser steigt schon wieder an.
Dann gab es noch ein Widersehen mit einer alten Bekannten. Ein Segelboot, die „Carolin“ die wir 2016 auf Rügen für eine Fahrt Rund um Rügen und das Stettiner Haff gechartert hatten, wird nun hier im Watt seit 2018 von ihren Eignern betrieben. Seinerzeit hatten uns noch meine Schwester Birgit und mein Schwager auf der „Caroline“ besucht und sind mit uns durch den Strehlasund nach Strahlsund gefahren.
Sodele, erstmal Schluss für heute. Wir sind kaputgespielt. Es war ein aufregender und langer Tag für uns. Spiekeroog ist für uns eine ganz besondere Insel. Hier haben wir einen Tag unseres ersten gemeinsamen Urlaubs verbracht. Der Weg mit der Fähre hierhin war unsere erste gemeinsame Bootsfahrt! Und schließlich haben wir uns Silvester 2015 auf der Fährfahrt (auf der Spiekeroog I, die zweite alte Bekannte) von Neuharlingersiel nach hier dann verlobt. Also Grund genug noch einen Tag hier zu verweilen. [M]




Bei der „Caroline“ fehlt aber das „e“. Was ist da passiert? Schön dass ihr so schöne Erinnerungen an Spiekeroog habt :-). Habt ihr eigentlich alle Ostfriesischen Inseln jetzt schon besucht?
Hi Line, Danke für das aufmerksame Lesen. Ist im Text korrigiert zu „Carolin“. War wohl doch zu spät gestern 😉
Mit der CHRITA können wir, glaube ich, nicht auf alle Inseln. Mit der Fähre war ich schon auf allen, wenn auch auf manchen nur für ein paar Stunden.