„Near to be a perfect maneuver“

Bogense, Hafenkanal, 27.07.2022, 23:45 Uhr

Ja, ein fast perfektes Mavöver. Oder „den Papst in der Tasche gehabt“. Wie wir es auch drehen und wenden, wir haben heute viel Pech aber auch verdammt viel Glück gehabt.

Der Tag fing äußerst beschaulich an, nämlich mit Hafenkino, von dem ich leider wg einer Videokonferenz nur den Vorspann mitbekommen habe. Die geballte Ansammlung von Booten im Hafen von Ballen begann sich am frühen Morgen aufzulösen.[M]

In der Reihe vor uns musste das 2. Schiff weg. Was für eine Vorstellung, nach und nach 5 Boote bei immer noch beträchtlichem Wind im Hafen erst ablegen, und dann in anderer Reihenfolge wieder anlegen zu sehen In unserer Reihe standen wir zu dritt je auf unseren Schiffen bereit um zu unterstützen, wenn ein Boot vertrieben wäre. Dabei haben wir nett geplaudert, wie es sich für eine Matinee gehört.[T]

Glück für uns (zum ersten), denn da auch der Wind günstig stand, konnten wir um kurz vor 15 Uhr uns nämlich ganz gemütlich vom Nachbarboot wegtreiben lassen und aus dem Hafen rauskurven. Der Crew von nebenan haben wir noch einen letzten Gruß an die Delphine mitgegeben, denn die fuhren nach Aarhus. Wir haben direkt die Segel gesetzt und sind gen Süden abgelaufen. Am Südende von Samsø verließen wir den Windschatten der Insel und die Wellen, gegen die wir anfahren mussten, wurden höher.

Es wurde eine ruppige Fahrt am Wind. Kurz von Æbelø mussten wir dann eine Wende machen und sind, von unserem Ziel Bogense weg, auf Endelave zugefahren. Dort nach ca 1 h Fahrt dann erneut eine Wende um nun entspannt auf Bogense zuzufahren. Tja, erstens kommt es anders, und zweitens war eine Schot auf der Winsch übergelaufen, was eigentlich bei den selbstholenden Winschen nicht, oder halt nur selten passiert. Unsere Spezialistin um solche Fälle zu lösen, hat sich mit eine Lifeline am Boot festgepickt und ist zum Vorsegel um dort eine Leine zur Entlastung des Segels anzubringen, um die unter Spannung stehende übergelaufene Schot leichter lösen zu können. Zur weiteren Unterstützung wollte ich das Schiff im Wind halten, was aber wegen der heftigen Wellen nicht ganz einfach war. Also den Motor an, um besser Kurs halten zu können. Da passierte dann, was Tanjas dunkelster Traum ist: der Motor sprang zwar an, machte aber merkwürdige Geräusche und starb ab als ich den Gang einlegte.

So haben wir den Motor erstmal ignoriert und die Schot gelöst. Bis zum Hafen nach Bogense waren es noch ca 12 nm… erst dann brauchen wir den Motor, um sicher einen Platz zu finden. Im Geiste habe ich die Möglichkeiten durchgespielt was das Problem sein könnte … und mich in Gedanken auf Einlaufen in den Hafen unter Segel eingestellt.

Kurz vorm Hafen haben wir dann erst das Vorsegel gerefft und danach das Großsegel ganz eingezogen. „Sollen wir nochmal probieren, den Motor zu starten?“ fragte Tanja mich. „Ja, aber vor der Hafeneinfahrt, dann können wir ggfs noch abdrehen“. Was soll ich sagen: der Motor sprang an, machte komische Geräusche und starb ab, sobald der Gang eingelegt wurde.

Gar nicht gut … Also unter Segel in den Hafen und möglichst schadenfrei zum Halten kommen war nun die Devise. Zum Glück (zweites Mal) war links ein langer Steg frei, den Tanja dann ansteuerte, während ich die Fender raus und die Steuerbordleine klarierte. Nun ging’s flott auf den Steg zu. Ich realisierte noch, dass die Wende nicht mehr klappte und wir uns mit Bug voraus annäherten. Zum Glück (drittes Mal) waren helfende Hände bereit uns abzufangen. Unser Anker touchierte nur kurz einen Poller, ich warf die Leine über und wir waren erstmal sicher fest! Als ich die Backbordleine auch übergeben wollte dämmerte mir, was passiert war. Die Leine hing nicht mehr über dem Bugkorb sondern lief straff gespannt am Boot außen nach achtern. Das war unser Problem! Durch den starken Seegang ist die Leine unterwegs ins Wasser gefallen. Vermutlich bei den Wenden hat sie sich dann um Kiel und/oder Schraube getüddelt. Motor an. Schraube wickelt Leine auf. Motor stirbt. Großes Malör! Darf und sollte „eigentlich“ (da ist es wieder) nicht passieren.

Wir haben dieses Mal einen riesengroßen Dusel gehabt, dass wir sicher und heile angekommen sind. Unsere Erleichterung war riesig! Ein Grund mit unseren Helfern und dem guten Winzersekt anzustoßen!

Um den Rest kümmern wir uns morgen. Denn auch zum Tauchen haben wir eine Spezialistin! Dafür kann ich Erbsensuppe aus der Dose heiß machen … [M]

Tja, gestern habe ich noch bewundernd darüber berichtet, wie andere elegant unter Segeln angelegt hatten – und heute waren wir selbst in dieser Situation. Gut, nicht ganz so elegant, aber ein 7,5t Schiff ist eben keine wendige Kieljolle mit Schlupfkajüte… Darum bin ich mehr als froh, dass wir weder den Steg, noch unser oder ein anderes Schiff zerlegt haben, sondern einigermaßen glimpflich am Steg angekommen sind – siehe Kommentar vom Steg im Titel. Witzigerweise waren zwei unserer Helfer vor zwei Tagen in der exakt gleichen Lage (unbeabsichtigtes Anlegen ohne Motor), so dass Ihnen unsere Lage sofort klar war und sie zur Hilfe eilten. Den Mosel-Winzersekt von Oster, den es als Anlegeschluck gab, hatten wir eigentlich für die Feier der 1000sten Meile auf dieser Reise schon mal kühl gestellt- heute Abend sind wir bei 968,3 – aber Erleichterung und Dankbarkeit waren so gross, dass wir ihn mit unseren Helfern heute schon geteilt haben. Es ist wichtig die Feste zu feiern, wie sie fallen! Nach leckerer Erbsensuppe bin ich jetzt so weit, dass ich mich fast auf das Schraubentauchen morgen bei 17,4 Grad Wassertemperatur freue… [T]

28.07.2022 – 01:55 Uhr

Das mit dem Baden ging schneller als gedacht. Als ich in meine Koje krabbeln wollte. habe ich bemerkt. dass unsere Matratzen. die schönen kuscheligen, an den Außenseiten pitdchnass sind. Gibt es blöderes als nasse Betten? Jetzt pennen wir im Salon. Morgen mal eruieren woher das Wasser kam. Geschmacksprobe war nicht eindeutig. Kann also Salz- oder Süßwasser sein. Wenn es durch die Dachluke gekommen wäre, müssten die Matratzen doch eigentlich (schon wieder) auch in der Mitte nass sein, oder die Suppe ist an den Wänden langgekrochen. als wir in Schräglage durch den Sund gehoppelt sind ???

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Eine Antwort

  1. Monia sagt:

    Wow, was ein Krimi!

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