Mittsommer – Abendsonne um 22 Uhr

Ringkøbing Havn, 23.06.2022, 22:00 Uhr

Was ein Genuß! Welch ein Tag! Gut, am Morgen war es noch bewölkt, doch Tanja versprach Sonne ab 10 Uhr. Und so kam es dann auch. Wir legten ab, um durch die Schleuse bei Hvide Sande (sprich: Vide Sänne, wie wir aus der ZDF Serie „White Sands“ gelernt haben und was vom Hafenmeister in Ringkøbing bestätigt wurde) in den Ringkøbing Fjord zu gehen. Um eine günstige Ausgangsposition für unseren Abstecher zum Schützenfest zu haben, hatten wir beschlossen nach Ringkøbing zu fahren. Der Fjord, eher ein Haff, lag nahezu spiegelglatt vor uns. Kein Wind, deswegen ging es mit Motor den Tonnen entlang. Die Sonne schien uns auf den Pelz und die CHRITA schaukelte kein bisschen. Wie erholsam ist das denn! Kein permanentes Ausbalanzieren und Suchen nach dem bequestems Sitz oder Stand. Kein Festhalten, kein Gedanke an „oh, oh, nur nicht dran denken, dann passiert’s auch nicht“. Nicht passierte. Es war einfach nur eine genüssliche Überfahrt mit Sonne auf der Haut und immer mehr Jacken und langen Hosen, die ausgezogen wurden. Sonnencreme war nun wieder wichtig. War sie vorher auch, nur die Bewölkung des gestrigen Tages verdrängte den Gedanken an den trotzdem notwendigen Sonnenschutz.

Im Hafen Ringkøbing sind wir allerdings erst ein bisschen ratlos umhergeirrt. Der Hafenmeister hatte mir bei meinem ersten Anruf gesagt. „Pier 1, längseits mit dem Bug Richtung Stadt, also mit der Backbord Seite anlegen.“ Zwar auf Englisch, aber deutlich zu verstehen. Problem war nur, dass, als wir dort ankamen, kein Schild zu sehen war und auch im Hafenhandbuch nix von Pier 1 stand. Also ein zweiter Anruf. „Pier 1, the south side, alongside with port side“. Tanja und ich schauten uns fragend an? Southside? Da auf der Seite? Nee, das ist nichts für mehrere Tage. Es war zum Glück windstill und wir hatten kein Problem erstmal an der Pier, wo laut Handbuch die Fähre festmachen soll, anzulegen.

Tanja ist dann zum Hafenbüro gegangen und hat nachgefragt und gebeten, dass wir lieber für die paar Tage in einer Box liegen würden. Kein Problem! Der wirklich sehr, sehr freundliche Hafenmeister hat uns einen Platz zugewiesen („Tiefe könnte eng werden, ist aber nur Modder“) und kam dann auch zum Steg um uns anzunehmen und ein bisschen mit uns zu plaudern. Ein wirklich herzliches Willkommen in Ringkøping.

Nach ein bisschen chillen und lesen in der Sonne (was hat mir das die letzten Tage gefehlt!) haben wir dann das Schiff klar für die längere Pause gemacht. Die Schoten vom Vorsegel abgemacht und als Schutz vor der UV Strahlung die Persenning über das Segel gezogen.

Und dann ging es los mit dem Rad. Erst zur Kirche, dann zur Bank, dann zum Bahnhof und schliesslich „Fjord Rundt“ einen Rundweg um das Haff durch „Bagges Dæmning“ hin zum Leuchtturm nördlich von Hvide Sande (Lyngvig Fyr), auch bekannt aus der Sendung „White Sands“. Der Blick auf das Haff und den strahlend blauen Himmel war einzigartig. Besonders die Strecke durch „Bagges Dæmning“ war ein Traum.

Chillen und „Kaneelbulla“ (oder wie immer die Zimtschnecken hier in Dänemark auch heißen) in den Dünen am Fuße des Leuchtturms mit Blick auf Strand und die im Meer glitzernde Sonne, abends um 19 Uhr hoch am Himmel.

Wie so oft, war der Rückweg dann kürzer und weniger anstrengend als der Hinweg. Schon auf dem Hinweg ist uns eine kleine Kirche aufgefallen. Dort haben wir einen Moment innegehalten und den Friedhof mit seiner ruhigen Stimmung auf uns wirken lassen. Die Vögel zwitscherten und die Friedenstaube wartete auf ihren Einsatz. Möge sie bald beschäftigt sein!

Ein erstes Softeis (unerreicht, das dänische Softeis!) und dann ein stimmungsvolles Sonnenwendfeuer mit fast heiligem Gesang. Einen schöneren Ausklang des Mittsommertages kann es gar nicht geben! [M]

Da war der längste Tag ja noch gar nicht vorbei. Aber nochmal ein paar Schritte zurück. Die Fahrt am Fjord vorbei war schon richtig schön. Mit breitem Schilfgürtel, brummenden Insekten und einer Abkürzung über ein paar Brücken von Insel zu Insel. Auf dem Hin-Weg haben wir schon zwei grosse Holzstapel inkl. Hexe gesehen. In Dänemark werden zur Sonnenwende mit jedem Feuer die Winterhexen verbrannt.

Auf dem Rückweg sahen wir dann schon die ersten schwarzen Rauchschwaden aufsteigen. Beim Eisessen haben wir dann beobachtet, in welche Richtung die meisten Menschen unterwegs waren und siehe da: Das lokale Feuer war gefunden. Von der laufenden Rede war trotz der fortschreitenden Dänisch-Kenntnisse nicht viel zu verstehen (Vi snakker ikke Dansk), die entspannte Stimmung und der gemeinsame Gesang geht auch ohne Verstehen direkt ins Herz.

Midsommer, ca. 20:45 Uhr

Danach gab es einen Drink auf der Chrita, und noch bis ca. 23 Uhr war die Sonne auf unserem Mast und die Abendstimmung im Hafen traumhaft.

Morgen wollen wir um 10:15 Uhr in den Zug steigen, und mit nur 4x Umsteigen um 21:23 Uhr in Büttgen ankommen. Bitte Daumen drücken, damit die Bahn-Götter morgen mit uns sind :-).[T]

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6 Antworten

  1. Heinz und Rita Vielberg sagt:

    Wir drücken die Daumen,dass alles gut klappt und wünschen euch viel Spaß in Büttgen.
    Auch wir bitten um „Daumendrücken“, dass unsere Busfahrt nach Passau auch gut klappt.
    Liebe Grüße
    O. Heinz und T. Rita

    • Michael sagt:

      Hallo Ihr beiden,
      natürlich drücken wir Euch die Daumen! Denkt dran: Am Ende wird alles gut, und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende! Viel Spaß beim Befahren der deutschen Binnengewässer, passendes Wetter und tolle Begegnungen mit Land und Leuten.
      Ganz liebe Grüße
      TaMi

  2. Roberto sagt:

    Wie lautet die Steigerung von Neid?!
    Ist einfach irre, so klasse!
    Ein Kompliment an M den Klamotten-Künstler. Sach ma, wie kriegste dat hin, und farblich so fein abzustimmen oder doch +?

  3. Caro sagt:

    Das sieht traumhaft aus Tolle Bilder ich wünsche euch eine gute Fahrt nach Büttgen

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