Laylas Zug hat keine Bremse – von Damp 2000 nach Dampland

Damp, Marina Dampland, 06.08.2022, 18:50 Uhr

Hieß es vor rund 40 Jahren noch „Damp 2000“ so haben hier mitterweile die Wikinger das Regime übernommen und das turbulente Fleckchen Erde, zu dem uns heute der Wind wehte, wird nun „Dampland“ gemannt.

Der Tag begann ruhig, sehr ruhig an unserem Ankerplatz. So gegen 9 Uhr kochte ich mir meinen ersten Kaffee und setzte Teewasser auf, damit wir rechtzeitg „Anker auf“ gehen können, um die Lindaunis-Brücke, die ca 2,5 nm östlich von uns lag, um 10:45 Uhr zu durchqueren. Unsere Zeitplanung passte perfekt. Nur haben wir die Planung ohne die Bahn (ja genau, die Deutsche Bundesbahn) gemacht, die zur Zeit Bauarbeiten an der Brücke durchführt. Wir wartetet, und warteten, und andere warteten mit uns. Gegen 11:10 Uhr schlich ein Schienenbus über die Brücke. Dann klappte die Brücke und somit auch unsere Durchfahrt. Danach haben wir das Vorsegel gesetzt und sind bis kurz vor Kappeln gemütlich gesegelt. Das war eine schön anzusehende Schar von Bötchen, die sich langsam in die Länge zog, da wir alle, zwar direkt hinter der Brücke gleichzeitig gestartet, aber mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten vor uns hinsegelten. Um die Öffnung in Kappeln um 11:45 Uhr mitzunehmen, haben wir kurz hinter der Seilfähre entschieden, den Motor zu starten und sind mit nunmehr 6 kn Richtung Kappeln. Als vorletztes Schiff konnte wir noch passieren, ein Notarztwagen wartete mit Blaulicht schon ungeduldig vor der geklappten Brücke, dass sie wieder schloss.

Den Rest des Weges, bis zur Schleimündung und von dort nach Damp, sind wir dann wieder bei schönem West- bis Nordwestwind gesegelt. Damp kündigte sich von weitem schon durch die Hochhäuser an. Ich war gespannt. Wie schon erwähnt war ich mit Bruder und Eltern hier vor 40 Jahren einmal im Urlaub.

Eine wage Erinnerung an die Gegebenheiten hatte ich noch. Insbesondere die Einkaufzeile in der wir Kinder uns, gefühlt täglich, neue Micky Maus oder Donald Duck Comics (die „Lustigen Taschenbücher“ mit den abwechselnd bunten und schwarz-weißen Seiten) gekauft haben, um den Urlaub rum zu bekommen. Ich meine es war irgendwann im Frühjahr. Um Ostern herum. Das Jahr? Weiß vermutlich meine Schwester noch, weil sie mit unseren beiden anderen Geschwistern den Laden zu Hause schmeißen musste.

Damals wie heute prägen Fotos meine Erinnerungen. Vermutlich mache ich deswegen so gerne so viele. Ich habe versucht, einige Perspektiven von damals wieder zu finden. Es hat sich hier doch einiges verändert, seitdem die Wikinger hier nun schalten und walten.

Vor dem abendlichen Vergnügen standen Reparaturarbeiten an. Nachdem ein erster Versuch die Opferanode an die Welle zu schrauben in der trüben Schlei gescheitert ist, wollte wir es hier im klaren Wasser des Ostsee erneut versuchen. Den „Im Hafenbecken nicht schwimmen“ Hinweis mussten wir leider etwas dehnen. Aber Tanja blieb nahe beim Boot, so dass weder der Verkehr im Hafen gestört, noch sie gefährdet war. Hier zeigte sich wieder, dass wir zusammen eine Idee nach der anderen zusammengefügt haben, um schließlich einen Weg zu finden, die Anode um die Welle zu schrauben, ohne dass die kleinen Muttern, die Schrauben oder gar die Anode im Grunde des Beckens versinken. Ich glaube die ganze Aktion hat letztendlich nur 15 min gedauert.

Am Abend sind wir dann ausgegegangen. Erst eine Runde auf den Spuren der Vergangenheit – alte mit neuen Perspektiven abgleichen.

Dann was futtern und einkaufen und schließlich in die ‚Kinderdisko‘, die sich beginnend mit „Ja ich flieg“ und „Piratenlied“ zu zeitweiligen ballermannähnlichen Abgründen wie „Layla“ und „Der Zug hat keine Bremse“ entwickelte. Hierzu kann ich nur sagen „Reisen bildet“ – mal aus erster Hand hören, was sonst nur durch Funk und Radio hin und her diskutiert wird. Mir geht’s zum Glück oft so, dass ich bei dem Gegröhle den Text eh nicht so richtig verstehe, da isser mir dann auch egal. Und wenn ich an „Skandal im Sperrbezirk“ oder „Vincent“ denke, dann beruhigen sich die aufgeregten Gemüter in aller Regel auch wieder. [M]

Das ist schon eine ganz spezielle Atmosphäre hier: Die riesigen Gebäude aus den 70ern, die Promenade mit Imbiss, Eis und Restaurants und sogar die Ladenzeile. Alles könnte richtig schrecklich sein, ist es aber nicht. Die Gebäude sind mit bunten Balkonplatten aufgehübscht, die Bereiche zwischen den Komplexen sind mit bunten Schildern und geflochtenen Zweig-Zäunen gestaltet und überall sind Urlaubende mit und ohne Kinder unterwegs. Einige der Gebäude sind jetzt Reha-Kliniken, das erhöht die Zahl der Gehhilfen, Rollatoren und Rollstühle und wohl auch die der rollstuhlgerechten Zugänge. Sogar die öffentlichen Toiletten sind sauber und angenehm. Dazu kommt das Unterhaltungsprogramm für Jung und Alt, vom Strandburgenbauwettbewerb über Volleyballfelder bis zur besagten Freiluft-Disko am Strand mit DJ. Ich würde hier nicht zum Sommerurlaub hin fahren wollen, aber als Kurzzeitbesucherin bin ich echt fasziniert. [T]

Zum erstem Mal auf dieser Reise war er wieder in seiner ganzen Schönheit zu sehen: Der Himmel gemalt in den schönsten Pasteltönen. Das Licht des Himmels hier im Norden, das mich 2014 so in den Bann gezogen hat. [M]

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2 Antworten

  1. Christa sagt:

    Hallo Michael,

    Es kann natürlich in den Osterferien gewesen sein. Wahrscheinlich in der 1. Osterferienwoche. (Da gab es wahrscheinlich noch 3 Wochen Ferien) Ansonsten hätten uns unsere Eltern dem Ostertrubel im Laden nicht allein überlassen.
    Aber schon nett, Damp mal wiederzusehen. Ich hatte es nämlich empfohlen.

    LG

  2. Monia sagt:

    Michael hat ja schon richtig blonde Haare vor lauter Sonne und Salzwasser! Jetzt siehst du ja fast aus wie ein Surfer! 😀

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