Jetzt ist es Tradition
2024-08-31, 20:20 Uhr, Samstag, Scheveningen zu einer Boje im Westen Tiengemetens im Haringvliet, nahe Den Bommel
Wenn etwas im Rheinland zum zweiten Mal passiert, so wurde mir gesagt, dann ist es Tradition.
Heute morgen um sechs rappellte, äh, nein, Smartphones rappeln ja nicht, die Bimmeln oder machen bestenfalls melodische Töne … wie dem auch sei, wir sind um die Zeit rum jedenfalls aufgestanden um gegen sieben Uhr leise die Leinen zu lösen, um unsere Nachbarn nicht zu wecken. Zeitgleich mit uns sind noch zwei andere Boote aufgebrochen, die auch im Süden ihr Ziel hatten.
Der Strom war mit uns. Das Geschaukel leider auch, zumindest schüttelnd kräftiger Wind uns aus Nord-Ost mit 5-6 Bft voran schob.
Erst am Hoek von Holland, als wir den Kurs von 240 auf 190°, Richtung Leuchtturm von Ouddorp, änderten da kam Ruhe ins Schiff. Allerdings mussten wir einer ins Hoek einfahrenden Fähre erst noch mit einer zusätzlichen Wende ausweichen. Tja, nicht überall haben Segelfahrzeuge Wegerecht vor den motorisiert fahrenden Schiffen. Und im Zweifel gilt eh: Stahl vor Plastik. Auch erst dort wagte sich die Sonne dann ernsthaft hinter den Wolken hervor. Obwohl blauer Himmel zuvor über uns war, fröstelte ich trotz Segelklamotten unterwegs, da die Sonne nicht wirklich wärmte.
Bei der Einfahrt ins Slijkgat (vielleicht noch in Erinnerung vom Anfang dieses Urlaubs?) wurde mir dann wieder warm. Wir mussten erst ca 90°, dann entgehen unseres ursprünglichen Kurses fahren. Die Wellen und etwas Strom gegen uns. Mit gerefftem Vor- und Großsegel stürzten wir uns in das Enge Gatt. Am Ende motorten wir dann aber doch gegen den Wind. Das gereffte Großsegel beließen wir als Stützsegel, damit das Geschaukel etwas gedämpft wurde. Gegen 12 Uhr, also nach 5 Stunden Fahrt entlang der niederländischen Küste, legten wie cmvor der Gorreé-Schleuse an und warteten, das unser erstes Tor zur Nordsee uns nun wieder zurück in den Haringvliet lässt.
So um 12:45 Uhr waren wir dann wieder in dem abgedeichten, ehemaligem Meeresarm, um sehr zügig, da deutlich niedrigere Wellen uns weniger bremsten, weiter Richtung Heimat.
Nun liegen wir, traditionell, zum Abschluss unseres Urlaubs, genau wie nach unserer Reise 2022, wieder an einer Boje vor Tiengemeten und genießen das friedliche Ambiente. Leider kein stilles Ambiente. Das verhindern fröhlich lärmende Bootscrews, die nord-westlich, ca 200 m entfernt, vor Anker liegen. [M]
Ja, das Aufstehen vor dem Sonnenaufgang werde ich definitiv nicht vermissen, wenn wir wieder zu Hause sind. Das langsame aus dem Hafen fahren auf jeden Fall! Es ist schon cool, mit mehreren Schiffen aus dem ruhigen Hafen aufzubrechen und dann nach dem Segelsetzen erstmal ein Stündchen in der Früh-Sonne zu schlafen. Darum fand ich das Geschaukel auch nicht so wild und hatte später viel Spass, die CHRITA an der riesigen Einfahrt des Europort vorbei zu steuern.
Der Abschied von der Nordsee ist mir echt sehr schwergefallen. Mit dem blauen Himmel, dem dunklen Meer und den weißen Schaumkronen sah es wirklich wunderschön aus. Obwohl ich es danach auch geniessen konnte, ohne Wellen über den Haringvliet zu gleiten und im sehr viel klarerem Süsswasser zu schwimmen.
Inzwischen ist der Wind abgeflaut, und unsere Nachbarn sind auch friedlich – es war auch vorher nicht wirklich störend, weil weit genug entfernt. Jetzt hören wir nur noch schläfrig schnatternde Gänse, leises Plätschern, und von Ferne die Flugzeuge aus Amsterdam. [T]
Danke für die tollen Erzählungen!!! Gefühlt war ich beim lesen auch im Urlaub;)