Hui, hier pfeift der Wind

Nibe, Marina, 13.07.2022, 21:20 Uhr

Mittlerweile hat das Pfeifen des Windes etwas nachgelassen und das Schiff wackelt nicht mehr ganz so heftig. Aber vorhin war es richtig nervig. Da konnte ich Verständnis aufbringen für eine Helgoländerin, die einmal in einer Fernsehreportage meinte, dass im Winter auf Helgoland das ewige Heulen des Windes sie wahnsinning gemacht und von der Insel vertrieben hat.

Die Fahrt hierhin verlief ohne Komplikationen. Die Aggersund-Brücke öffnete sofort als wir die blau-weiß karierte Flagge „N“, das Zeichen für die Bitte um Öffnung, unter der Steuerbord Saling gesetzt hatten. Lag aber wohl eher daran, dass bereits zwei Boote vor der Brücke rum „müllerten“ und der Brückenwärter wohl nur solange mit Öffnen gewartet hatte, bis wir nah genug waren. Das ist ganz normale Praxis, auch in den Niederlanden, um die Öffnung der Brücke, und somit die Wartezeit für den Strassenverkehr, so kurz wie möglich zu halten.

Wie sind dann etliche Seemeilen vor dem Wind gefahren. Peter und Claudia haben abwechselnd durch das doch recht enge Fahrwasser gesteuert. Gegen Ende der Tagesetappe hat Tanja dann übernommen. Wir bogen scharf rechts (also nach Süden) ab und mussten am Wind durch eine enge gebaggerte Rinne auf Nibe zulaufen. Da hat es dann ab und an einen Schwall Wasser übers Deck gespült. Nur gut, dass ich mir vorher die Segeljacke angezogen hatte, da mir kalt wurde. Peter meinte noch, ob er sich „jetzt Sorgen mache müsse“. Musste er nicht. Er und Claudia wurden halt nur ein bisschen nasser als ich. Vor allem, weil Tanja die Gischt kommen sah, sich wegduckte und der Segen die beiden hinter ihr traf. Ich sass eh hinter der Sprayhood und war im Trockenen. So ´ne Segeljacke will ja auch geschont werden :-).[M]

Ist schon cool, wie wir mit einem gereiften Vorsegel Vor dem Wind auf 7 Knoten gekommen sind und auch nach der nochmaligen Verkleinerung beim Am Wind Kurs noch richtig Schräglage und Fahrt gemacht haben. Die Kulisse des Sundes auf beiden Seiten bei strahlendem Sonnenschein zu geniessen war dazu noch eine schöne Dreingabe.[T]

Im Hafen wurde es dann alllerdings wieder eklig. Leider gab es kaum Windabdeckung und die CHRITA war dem Wind ausgeliefert. Wir hatten unsere Schwierigkeiten im Hafen zu drehen und in eine Box zu kommen. Am Ende waren wir dann, wieder einmal dank hilfreicher Hände auf dem Steg, doch fest. Leider hatten wir beim „Einparken“ mit dem Anker einem anderen Schiff, einer Beneteau Oceanis, eine Macke verpasst. Zum Glück hatten unsere Helfer die Telefonummer des Eigners. Der kam von der Arbeit, betrachte sein Schiff und meinte „Was ist denn passiert?“. Als ich ihm die weiße Macke in seinem blauen Rumpf ziegte winkte er ab und meinte, dass sei schon ok. Letztens hätte ihm einer ein Loch ins Schiff gefahren und da hätte die Reparatur vier Monate gedauert. Der sehr nachsichtige Eigner fuhr mit zwei Dosen Deutschem Bier wieder davon. Mir fiel ein Stein vom Herzen, ich habe uns schon den zweiten Schaden an die Versicherung melden sehen. Keine Ahnung, wie oft so etwas aktzeptiert wird, bevor die Beiträge ins Unermessliche steigen. Jedenfalls legte sich meine Anspannung wieder. [M]

Ja, das war keine schöne Situation bei 7 bis fast 8 Beaufort im Hafen einen Platz zu finden und anzusteuern. Da war ich doch froh, dass wir zu viert auf dem Schiff waren UND hilfreiche Segler vom Nachbarschiff auf dem Steg die Leinen angenommen haben. Im Nachhinein sind uns dann auch wieder einige Alternativen eingefallen, wie wir mit weniger Drama in die Box hätten kommen können. Mal sehen, ob wir es schaffen, unsere Taktik beim nächsten Mal noch besser zu gestalten [T]

Nach einem Anlegeschluck für die Crew machten sich Claudia und Peter mit einem unserer Räder schon auf zur Bushaltestelle. sie mussten ja noch nach Hvalpsund zurück zu ihrem Auto. Tanja holte mich vom Bezahlautomaten ab, an dem ich verzweifelt versucht hatte zu bezahlen. Diverse Karten wollte er nicht. Am Ende habe ich es aufgegeben und werde morgen den Hafenmeister unser „Problem“ schildern. Doof ist halt, dass die Duschen mit Code gesichert sind, den wir momentan nicht haben. Und auch noch keine Wertmarken, um morgen früh (vor der Arbeit) zu duschen.

Naja, jedenfalls konnte wir unsere beiden Gäste noch an der Bushaltestelle verabschieden, bevor sie in den Bus stiegen.

Tanja und ich sind dann mit den Rädern zu einem netten Cafe ins Zentrum von Nibe gefahren. Es liegt idyllisch an einem etwas größeren Platz, umrahmt von Museum, Pizzeria, Bäcker und Frisör. Die Blätter der Bäume raschelten im Wind und wir genossen bei Kuchen bzw. Burger die Stille und das das nicht sehr geschäftige, sondern eher gemächliche, Treiben um uns herum. [M]

Im Café sass eine muntere Runde von älteren Damen vor grossen Biergläsern. Ich bin sicher, das war eine Geburtstagsparty, so wie sie meine Tante Margret sie an ihren heutigen Geburtstag auch hätte feiern können – irgendwie ein schöner Gedanke. [T]

Wir stellen gerade wieder um von Gastbetrieb auf Zweisamkeit. Der morgige Tag ist vorbeitet und Tanja sitzt draussen im Wind und lernt mit ihrer Palimpalim App Dänisch. Ich werde jetzt ein bisschen lesen und vieleicht, ja vielleicht spielen wir gleich wieder eine Runde „Schiffe versenken“. [M]

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Eine Antwort

  1. Monia sagt:

    Margret hätte sich sicherlich sehr über eine solche Runde zu ihrem Geburtstag gefreut!

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