Fliegen war keine Option 2022 !

Was machen wir denn mit der einen Woche Urlaub ??

Fliegen ? Im Sommer 2022 wohl keine Option. Bahn fahren ? Nicht Dein Ernst !

„Mein Cousin segelt grad für drei Monate durch Nord- und Ostsee.“ Claudia’s spontane Idee entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem planlosen Plan, Tanja und Cousin Michael -irgendwo in Dänemark – auf ihrem Schiff zu besuchen. Das war im Juni. Vier Wochen später konkretisierte sich das ganze auf: „Die sind da aber quasi grad an ihrem nördlichestem Punkt“. Na und ? Dann gibt’s zu dem Segeltörn auch noch einen Roadtrip dazu.

Gesagt getan. Anfang Juli ging es es los, aus dem Sauerland über Lübeck (erste Nacht) und Kappeln and der Schlei hoch über Deutschlands nördlichste Grenze nach Ronde, wo wir den ersten Kontakt mit der dänischen Zivilisation hatten (eigentlich hatten wir keinen Kontakt, denn da oben, nördlich von Aarhus, was es schon ziemlich einsam).

Montags ging es dann zum „Meeting-Point“ nach Hvalpsund, ein wirklich verschlafenes Nest am Limfjord.

Uns erwartete die Chrita, der ihre lange Reise aus Holland noch nicht im entferntesten anzusehen war. Bewaffnet mit einer Kiste Wein und einer gehörigen Portion Abenteuerlust bestiegen wir bei herrlichstem Sonnenschein unser Quartier für die nächsten Nächte.

Es ist ja schon eine Weile her, dass ich den festen Boden gegen schwankende Schiffsplanken für mehr als ein paar Stunden eingetauscht habe, dementsprechend war ich auch ein weg skeptisch ob der Effekte, die schwankendes Terrain auf mein Gleichgewichtsorgan haben würden. Vomex und Co konnten allerdings in der Tasche bleiben, es war Wetter zum „Damensegeln“, wie Skipper Michael gleich zu Beginn unserer großen Fahrt mir versicherte.

Gegen Mittag ging es bei leichtem Wind aus dem Hafen von Hvalpsund mit dem Ziel Livo.

16 Seemeilen, nicht wirklich eine Atlantik-Überquerung aber zum warmmachen genau richtig. Schnell wurden wir von Tanja und Michael mit den Gepflogenheiten des Schiffes vertraut gemacht, Vor- und Großsegel gesetzt und Kurs Nord gesetzt.

Schnell war klar, wir sind nicht zum Vergnügen hier, hier ‚ne Strippe in die Hand, da mal ziehen und mach mal schnell. Und kaum hatte ich mich richtig mal in Ruhe hingesetzt und ein wenig die dänische Sonne genossen, da hieß es auch schon „Kannst Du mal ans Ruder ?“.

Ich wollte meinen Ohren nicht trauen. Kurze Einweisung in die Geheimnisse des Kurs haltens, was ist „Abfallen“ und dann stand ich da für die nächsten 2 Stunden am Ruder. Am Horizont war ein Windpark zu sehen, der mir als optischer Anker diente und schnell war ich mitten drin in der Welt des Segelns.Hier eine Tonne links liegen lassen, da mal ein wenig korrigieren und dann der Klassiker zwischen zwei Skippern: „Ist das da Livo ?“ Kurze Denkpause, hektischer Blick auf die Karte. „Nee, das ist Fur“ – „Siehste“, kam lachend von Tanja „Und so wurde Amerika entdeckt !“.

Bald war – stur kurs Nord –  unser Tagesziel in Sicht: Livo. Grad mal 2,5km lang und nur wenige Liegeplätze waren schon ein erster Vorgeschmack an Einsamkeit, die uns hier in den nördlichen Gefilden erwartete.

Das Anlegemanöver überließ ich dann auch den Profis, Leinen festmachen und schon hatten wieder festen Boden unter den Füssen. Aber nicht für lange, denn der Hafen lud gleich zu einem Sprung in die See ein, laut Bordcomputer 18,6°. Aber hatten wir nicht 2,5 Jahre während der Corona-Hallenbad-freien Zeit schon im April im Chiemsee genau für die diese Gelegenheiten geübt. Es hat sich gelohnt. [P].

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