Das Planetarium im Wohnzimmer

Unterwegs, zwischen Leeuwarden und Burdaard, 07. Juli 2025, 18:55 Uhr
Isch bin Offline 🙁 … Wartezeit in der Vodafone Warteschlange beträgt 35 min … Vermutlich haben andere das gleiche Problem. Hah, aber die können nicht davon berichten, was wir heute morgen erlebt haben. Bis gestern Abend hatten wir keine Ahnung, wer Eise Eisinga war. Jetzt sind wir schlauer. Er war Wollkämmerer und Färber in Franeker. Sein Wohnzimmer ist mittlerweile Weltkulturerbe. Aber nicht, weil alles voll bunter Wolle ist, die findet sich auch in seinem Haus, sondern weil er in seiner Freizeit von 1774 bis 1781, zusammen mit seinem Vater, in einer fantastischen handwerlichen und wissenschaftlichen Leistung ein Planetarium konstruiert hat. Im Maßstab 1:1.000.000.000 bauten die beiden eine heute noch funktionierende Abbildung des damals bekannten Sonnensystems. In Echtzeit umlaufen Merkur, Venus, Erde (mitsamt Mond), Mars, Jupiter und Saturn die Sonne. Diese wunderschön gestaltete Konstruktion findet sich in der Decke der guten Stube der Wohnung eingebaut. Geht man in das darüber liegende Stockwerk, dann sind hunderte akribisch konstruierte selbstgemachte, sehr kleine und auch metergroße Zahnräder zu bewundern, die das Himmelszelt in Bewegung halten. Absolut sehens- und bewundernswert!






Nach dem Besuch des Planetariums saßen wir noch bei Kaffee und Kuchen in der Sonne, waren shoppen und machten uns dann weiter auf den Weg durch die friesische Landschaft.




Vor Leeuwarden mussten wir vor der, wie ich finde, coolsten Klappbrücke der ganzen Niederlande warten. Naja, geschlossen ist die Brücke recht uncool … aber wenn sie dann in den Himmel ragt … auch ein Meisterwerk der Symbiose von Kunst und Ingenieurswesen.






Mittlerweile sind wir durch den Prinsentuin, den längsten mir bekannten Jachthaven durch und tuckern gemütlich weiter Richtung Burdaard, wo wir die Nacht verbringen möchten.


Ganz bis in den Jachthaven von Burdaard haben wir es nicht mehr geschafft. Wir liegen kurz davor. Vor einer Brücke, deren Bedienung abends um 19 Uhr eingestellt (Lichter sind ‚doppelt Rot‘) und morgens um 9 Uhr wieder aufgenommen wird. Auf dem (Fries)land ist die Welt noch in Ordnung. Ungesunde und übermäßige Betriebsamkeit herrscht hier vermutlich nur zur Erntezeit.
Zum Zeitvertreib müssen wir uns jetzt was einfallen lassen. Internet habe ich noch immer nicht. Tanja hat auch nur eingeschränkten Online Zugang. Nur gut, dass wir noch Bücher aus Papier, Karten und diverse Spiele dabei haben. Wir werden uns auch offline zu amüsieren wissen. [M]
Mein Highlight in Franeker – neben dem seit 250 Jahren funktionierendem Planetarium – ist das einzige Sanitär-Häuschen mit historischem Kamin (siehe Photos).


Die Pause vor der Brücke war sehr entspannt und entschleunigend, bis auf den nervigen deutschen Motorbootfahrer hinter uns, der Doppelt-Rot nicht verstanden hat und uns dazu bringen wollte, den Rufknopf zu betätigen. Warum? Pünktlich um 18:03 ging die zweite rote Lampe aus, die Brücke wieder auf und wir sind im Konvoi durch die 5 Brücken von Leeuwaarden gefahren.
Jetzt liegen wir mitten im Ort, bis zu den Duschen ist es ein schöner Spaziergang am Kanal entlang. Zum Glück habe ich noch ein Handy mit Netz und konnte uns elektronisch hier anmelden. Trotzdem hatte ich einen sehr netten viersprachigen Schwatz mit dem Hafenmeister und einem Segler aus der Normandie über die Feinheiten der niederländischen und französischen Küche (Gerstenbrei vs. Süsskartoffel) und Sinnsprüchen auf niederländischen Kacheln vs. bestickte deutsche Kissen. Radebrechend zwischen Französisch, Niederländisch, Deutsch und Englisch haben wir uns köstlich amüsiert [T].





Tolles Bild von der Chrita im Spiegel! Kennt man ggf. von Autos, aber bei Schiffen gestaltet sich das Naturgemäß ja etwas schwieriger