Auf Flaute folgt Wind
2024-08-11 20:50 Uhr, Sonntag, Boje im Haringvliet (vor Middelharnis) nach Stellendam (Marina)
In der Nacht zu Sonntag flaute der Wind immer mehr ab. Ein oder zwei riesige Schwärme Schwäne gründelten keine 50 m hinter unserem Boot, als ich morgens den Kopf aus der Kajüte steckte. Welch ein schönes Bild voller Ruhe und Gelassenheit! Anders die Gänse, die über uns wegzogen, ein unsagbares Getöse. Vermutlich wurden die Träume der Nacht ausgetauscht und der Flugplan für den Tag ganz rege diskutiert.
Unser Vormittag verlief recht ereignislos. Lesen, dann Frühstück nach einem morgendlichen Badegang im Süßwasser des Haringvliets, dann wieder Lesen und Sonnenschutz auflegen, um den sonnigen Tag nicht am Ende doch noch zu bereuen. Gegen Mittag legten wir ab von der Boje, um weiter Richtung Nordsee zu fahren. Es ging zäh, mit 1-2 kn los, bis dann nach etwa einer Seemeile Fahrt der Wind ganz abflaute. 0,0 habe ich am Windanzeiger echt selten gesehen… und dass über längere Zeit! In zwei Stunden haben wir vielleicht eine halbe Seemeile gemacht. Und das vermutlich nur, weil etwas Strömung uns mit in die richtige Richtung nahm. Aber was soll’s das Buch hatte ich morgens erst angefangen … Tanja hat sich die Zeit mit SUP aufpumpen und schwimmen in einer Hängebadeluftmatratze (oder wie immer das Ding heißt) vertrieben. Naja, nach etwa 2 Stunden waren wir uns einig den Motor anzuschmeißen. Zum Glück frischte es wieder auf und so segelte Tanja uns an Hellevoetsluis vorbei bis zur Marina Stellendam, in der wir kurz vor Toresschluss den Hafenmeister noch angetroffen haben und direkt bezahlen konnten. Ausklang des Tages mit Aperol Spritz, Ofenkäse und Brötchen schmieren für den morgigen Tag. [M]
Na ja, so ganz ereignislos war der Vormittag ja dann auch nicht. Gestern bei der Ankunft hatten wir uns gewundert, warum das Boot an der Nachbarboje „achterstevoren“, d.h. mit dem Heck an der Boje fest war. Mit steigenden Temperaturen und immer mehr tanzenden Mückenschwärmen ging uns dann ein Licht auf: Bessere Belüftung! Also haben wir auch die Leinen vom Bug ans Heck verlegt. Die CHRITA richtete sich brav nach dem Wind aus und schon war es sehr viel angenehmer in der Plicht (hinterer Bereich des Schiffes mit Sitzplätzen, quasi unser Sommer-Wohnzimmer). Vielleicht ist das unsere Anpassung an den Klimawandel?
Während unseres Abendessens wurde dann noch zwei Schiffe weiter die korrekte Bedienung des Bootsmanns-Stuhls (in diesem Fall eher Bootsfrau-Stuhl) demonstriert. Es musste eine Leine durch ein Element an der Spitze des Mastes gezogen werden. Und da Mast-Legen sehr aufwändig ist, wurde jemand mit vereinten Kräften nach oben gezogen. In der Regel die leichteste Person, eine weitere Person bedient die Kurbel, die dritte Person zieht und die vierte Person führt eine Sicherheitsleine nach. Macht dann vier Menschen für einen Mast. [T]
Danke für die tollen Erzählungen!!! Gefühlt war ich beim lesen auch im Urlaub;)