Auf dem Sofa durch die Karibik
27.11.2017, 16:25, Bequia (St. Vincent and the Grenadines), 13°00.492 N, 061°14.344 W
Irgendwie schon sehr mondän. Da sitzen wir auf der Flybridge , das ist die erste Etage des Katamarans, in 4 m Höhe über den Wellen und lassen die grandiosen Landschaften von St. Lucia und St. Vincenz an uns vorbeiziehen.
Im Blick voraus im Dunst das jeweils nächste Etappenziel. Es fühlt sich an, als säßen wir zu Hause in trauter Eintracht mit Freunden nebeneinander auf dem Sofa und schauen in den Fernseher. Aber das hier ist nicht nur Life und in Farbe. Das schaukelt auch, es spritzt ab und an ein bisschen Gischt auf die Nase und die Vögel kreisen im Tiefflug um uns herum. Solange bis sie einen Fisch, vielleicht sogar einen von den fliegenden Fischen, die vor uns fliehen, erspäht haben. Dann tauchen sie pfeilschnell ins Wasser und kommen, meist mit leerem, manchmal auch mit vollem Schnabel, wieder heraus um durchzustarten für die nächste Jagdrunde.
Schön ist, das es auch hier weitere „Programme“ gibt. Nicht nur voraus und im Osten auf Backbord, wo die Inseln liegen, gibt es einiges zu sehen, sondern auch auf Steuerbord. Da wechseln sich Regenbogen – über dem Meer als kompletter Halbkreis zu sehen – mit Kreuzfahrtschiffen ab.
Leider konnten nicht alle die Fahrt ohne Einschränkung genießen. Die Seekrankheit hat Andreas getroffen, der sich aber sehr tapfer gehalten hat und sich nicht hat unterkriegen lassen. Was hilft ist ein Eimer, den es leider mittlerweile auf den Grund der Bucht in Bequia gezogen hat, oder eine ordentliche Mütze Schlaf.
Mir hilft momentan z.B. morgens der kräftige, vom Skipper bereitete Ingwertee.
Unterwegs auf der Höhe von St. Vincenz kam ein Boot mit zwei Fischern längseits, die uns auch ihre weiteren Fähigkeiten als Reiseführer anbieten wollten. Na egal, wenn ihr heute keine Zeit für St. Vincenz habt, dann vielleicht auf der Rückfahrt. Und wann wäre das? Na, so ca. in einer Woche. Ok und tschüss! Tja, nun ist es nur so, das vom Anlaufen von St. Vincenz abgeraten wird…
Das nächste Angebot kam dann in der Bucht von Bequia. Wieder zu zweit halfen Sie uns für ein Bier an der Mooring Boje festzumachen und kassierten auch direkt die Gebühr von 20 US$. Was günstig war im Vergleich zu der happigen Gebühr für das Ein- und Ausklarieren beim Zoll und der Immigration in Bequia.
Mittlerweile sitzen wir gesättigt noch in einigermaßen müder Runde auf unserer „Terrasse“. Einige spielen Karten, ich betätige mich als Chronist und Bildersotierer und andere lesen Zeitung oder sind schon in der Koje. Letztere sitzen übrigens nicht mehr mit in der frohen Runde. [M]
Ich hatte heute am meisten Spass beim Zoll: In einem klimaanlagen-gekühlten kleinen Häuschen sitzen zwei Beamte an jeweils einem Schalter für Zoll und Passkontrolle. Hinter dem Schalter ist ein großes Schild, das uns versichert, hier werde alles für den Service am Kunden getan. Darunter ein dritter Beamter im Backoffice in einer eher entspannten Haltung mit Handy… Wir wurden als Kunden sehr zufrieden gestellt, bekamen neue Stempel in die Pässe für Ein- und Ausreise und durften nach der gemeinsamen Produktion von zwei gelben Formularen mit jeweils zwei weiteren rosa und weißen Durchschlägen wieder zum Schiff zurück. Jetzt sind wir in den großen Büchern in Bequia verewigt – das ist schon netter als nur einen kleinen Eintrag bei der automatischen Passkontrolle auf dem Flughafen in Europa, der aus Gründen des Datenschutzes offiziell auch bald wieder gelöscht wird.[T]
Sehr nett beschrieben, herzlichen Dank und weiter so!