Alleine mit Schafen und Möwen
Boje Treskelsbakke im Mariagerfjord, N 56°42.662′ E 10°14.343′ , 20.07.20220, 17:30 h
Jetzt sind wir wieder alleine! Heute morgen ist Heike leider wieder abgereist, ich drücke ihr alle Daumen für die Klimaanlagen in dänischen und deutschen Zügen.
Der Wind kommt ziemlich genau aus der Richtung, in die wir wollen, so dass wir uns heute für eine einsame Boje im Nirgendwo entschieden haben. Wir liegen direkt neben einer Mini-Insel, die von März bis Mitte Juli als Vogelschutzgebiet gesperrt ist. Jetzt weidet dort eine kleine Schfherde und unterhält uns mit munterem Rumgemähe. Untermalt von den Rufen der Möwen, dem Rauschen des Windes und dem leisen Geplätscher der Wellen an unserem Boot ist das ein Genuss wie ein Konzert. Wenn ich mich in meinem Hänge-Stuhl um 360 Grad drehe, sehe ich nix ausser Wasser, Sandbänke , Wälder und ganz klein am Horizont ein paar Windräder. Ach so, und die roten Tonnen des Fahrwassers, die wir für die Boje hinter uns lassen mussten. Jetzt hoffen wir, dass bis zum Niedrigwasser nicht mehr als 70 cm verloren gehen, sonst kommen morgen wieder Anker und SUP zum Einsatz… [T]
Ach, das wird schon gut gehen!. Im Moment haben wir mal 40, mal 50 cm unterm Kiel. Mal sehen, wenn, falls sich der Wind dreht, wie es dann Sandbankseitig mit dem Wasser unterm Kiel ausschaut.
Eine wunderbaren Lage inmitten der Natur. Gestern schon hatte ich auf unserer Hinfahrt schon neidisch auf ein hier liegenden Segler geschaut und gedacht: was für ein toller Platz – weit und breit nix ausser ab und an ein paar Boote die vorbei schippern. Und dabei ein kaltes Bier! Das war ein guter Tipp von meinem Freund Helmut. Wir hatten heute Nachmittag schon gesprochen, und da war seine Sorge, dass kein oder nicht genug, kaltes Bier an Bord sei. Doch unser Kühlschrank kühlt wieder. Gestern hatten wir kurz Bedenken, aber heute ist alles wieder kalt. Gute Ratschläge soll man befolgen.So tippe ich diese Zeilen mit dem halbvollen Bier in der Hand. Die andere Hälfte ist schon da, wo sie hingehört.
Owohl es heute Morgen hieß, von Heike Abschied zu nahmen, hat der Tag noch eine gute Wendung genommen. Nachdem sie und ich mit unseren Rädern den kleinen Berg zum Bahnhof gemeistert hatten, war noch etwas Zeit zu Plaudern, bis sie Richtung Fredericia abdampfte. Mittlerweile sitzt sie wohl behalten im Zug von Hamburg zurück nach München. Komm gut Heim!
Tanja erreichte kurz nach Abfahrt des Zugen joggend den Bahnhof und wir sind mit den Rädern noch in die Stadt. Warum nicht dort noch etwas frühstücken und Kaffee (bzw was anderes) trinken? Gesagt getan. Wir fanden ein kleines nettes Cafe, wo wir draussen sitzen konnten und wirklich sehr illustrierte Butterbrote essen konnte. Das heißt hier „Smørebrød“ und ist wirklich schöner und leckerer als das, was wir unseren Gästen als solches bis dato anbieten konnten. Aber es muss ja auch noch Gelegenheit zum Verbessern sein, oder?
Am meisten freue ich mich, dass Tanja sich beim Shoppen noch mit modischer Bedekleidung eingedeckt hat. Ein Fachgeschäft mit netter und kompetenter Beratung lockte draussen mit Pünktchen-Bikini. Erst wollte sie nicht. Gutes Zureden diesmal, hat schon manches Mal überzeugt. Aber da ist sie picky. Zureden hilft nur, wenn sie auch will…
Die Fahrt durch den Fjord bis hier lief super. Sogar die Brücke haben wir wieder fast auf die Minute zur Öffnung erreicht. Leider habe ich unterwegs nicht alles mitbekommen, weil unter Deck eine Videokonferenz lief, doch immer noch genug um den Tag genossen zu haben. Und noch genieße ich. Hier in der Sonne, allein mit Schafen und Möwen, ein kaltes (naja, etwas lauwarm ist es mittlerweile schon geworden) Bier (aber mehr ist ja im Kühlschrank). Der Ankerball ist gesetzt und so langsam denke ich ans Abendessen. PalimPalim, Tanja lernt mal wieder Dänisch. Mal sehen, wann sie der Hunger aus dem Hängestuhl treibt. Ich werde derweil noch ein bisschen unseren Herrgott einen guten Mann sein lassen und bis auf weiteres Wind, Abendsonne, die Klänge der Natur und das Hopfenkaltgetränk auf mich wirken lassen. [M]
Nach dem leckeren selbstgemachten Smørebrød – fast so schön wie im Café und mindestens genau so lecker, wollte ich „mal eben“ noch unsere Anschlüsse im Ankerkasten wasserdicht in Gelkissen legen. „Mal eben“ geht beim Handwerken genauso wenig wie bei Computern… Der Ankerkistendeckelhalter ist zu kurz, weil das SUP davor liegt. Das erste Gelkissen ist verklebt, was ich aber erst merke, weil das zweite anders aussieht. Also das erst wieder öffnen und mit einem Messer trennen (fühlt sich an wie etwas weichere Gummibärchen). Das dritte Kissen geht nicht zu, weil ein Kabel dicker ist und ich erst eine Lücke schnitzen muss. Dann geht es auf der anderen Seite nicht mehr zu, und ich muss etwas von dem Gel wegschneiden… Am Ende ist aber alles wieder verpackt und sowohl unsere Positionslampen als auch die Ankerwinsch funktionieren noch. Jetzt habe ich mir ein Abendbad, einen Planterspunsch und die letzten Geburtstags-Weingummis verdient! [T]
Oh prima, dann kann ich ja vielleicht bald wieder mit Musik in den Ohren joggen gehen 😉