Abschied auf Sylt – „wir hassen die DB“
Leider ging es für Monia und mich schon wieder zurück nach Hause. Diese vier Tage kamen uns vor wie zwei Wochen Urlaub – Erholung pur!!
Da die Rückreise mal wieder spannender war als erwartet, wollte ich noch einmal ein paar Eindrücke teilen.
Um 11:55 Ur ging es für uns mit dem Bus von List nach Westerland. Auf Googlemaps wurde uns vorher angezeigt, dass wir an der Haltestelle „Stadtmitte“ aussteigen müssen um zum Bahnhof zu gelangen. Der Bus hat allerdings eine Endhaltestelle namens „Bahnhof“, welche wir aber im Internet nicht gefunden haben.
Was machen wir jetzt nur? Man muss dazu sagen, Monia und ich sind reisefremd. Nur eine kleine Abweichung macht uns schon nervös. Diesmal waren wir todesmutig und sind dann einfach mal bis zur Endhaltestelle gefahren, die Bezeichnung sollte ja auch Sinn machen. Und für unseren Mut wurden wir belohnt: Der Bus hielt direkt am Bahnhof.
Circa 30 Minuten zu früh saßen wir am richtigen Gleis und Abschnitt, in dem der IC halten sollte. Sitzplätze haben wir auch reserviert, nur kein Risiko eingehen. Man weiß ja auch nicht wie viele 9-Euro-Sylter wegen Überfüllung doch IC fahren.
Plötzlich kam eine komische, eigentlich nicht verständliche Durchsage und ein IC fuhr ein. Der IC hielt aber nur am halben Bahnsteig, der hintere Teil war nicht erreichbar. Blöd für die Leute, die dort aussteigen mussten.
Langsam wurden wir nervös, schließlich war es schon 13:27 Uhr und unser IC sollte doch jetzt hier sein. Monia frage einen Mann mit ner orangenen Warnweste, der irgendwie wichtig aussah. Dieser sagte, dass das ein anderer IC sei. Dann konnten wir uns ja noch mal hinsetzen. Doch dann änderte sich die Anzeige auf der Tafel, der Zug war wohl doch unserer. Wir gingen schnell zu unserem Wagon, wo viele ander Urlauber standen. Wir kamen noch nicht rein, der Zug muss erst noch gereinigt werden… Mit einer Verspätung von circa 20 Minuten konnten wir dann auf unseren reservierten Plätzen platz nehmen.
Nach uns kam ein Mann auf Krücken mit einem gebrochenen Bein. Der Typ ist neben dem IC-Debakel ausschlaggebend wieso ich hier noch einen Gastbeitrag schreibe. Der Mann war ein typischer Kunst-Justus!
Mit Hilfe einer Bahnangestellten humpelte et den Gang entlang und erzählte davon, dass er eigentlich von Sylt aus nach Düsseldorf fliegen wollte. Der Flug wurde (zu meinem Bedauern) gestrichen. Kunst-Justus hatte eigentlich die Sitzreihe vor uns reserviert. Dort hätte er auch super sein rechtes gebrochenes Bein hochlegen können. Stattdessen fragte er die Bahnmitarbeiterin, ob er die vier Plätze und den Tisch haben könnte, welche allerdings bereits für andere Personen reserviert war. Die nette Frau sagte zu, allerdings nur wenn die eigentlichen Personen nicht kommen. Kunst-Justus ließ sich entspannt nieder.
Wir sind geschätze 300 Meter gefahren, bis wir den ersten unplanmäßigen Halt einlegten. Aufgrund unserer Verspätung müssen wir warten bis die pünktlichen Züge vorbei gefahren sind. Na gut. Ist ja auch verständlich.
Dabei kam die Ansage, dass es derzeit leider keine Waren im Bordbistro gibt, da man den Zug auf der Hinfahrt wohl vergessen hat. Für uns halb so wild, wir haben belegte Brötchen und Kekse.
Da fiel mir der Kunst-Justus das erstmal auf nervige Art auf. Er musste den Passagieren in seiner Nähe erzählen, dass er ja so einen Hunger hat. „Es kann ja nicht sein, dass es hier jetzt keine Sandwiches gibt“. Und so kam er mit den Leuten ins Gespräch. „Ich war Trauzeuge, mein bester Freund hat am Samstag geheiratet. War ziemlich schwer mit den Krücken. Mein Bein habe ich beim Fußball verletzt, am Donnerstag werde ich operiert.“ Er erregte auf jeden Fall Mitleid bei den anderen Passagieren. Allerdings lenkte er das Gespräche mehrfach auf das Bordbistro zurück. Ich war schon leicht genervt.
Geschätzte 2 Kilometer weiter hatten wir in Niebüll den nächsten unplanmäßigen Halt. Da in der Durchsage explizit gesagt wurde, dass die Passagiere auch aussteigen dürfen, gingen wir von einem langen Aufenthalt aus. Und genau so war es. Mit etwa 35 Minuten Verspätung ging es weiter.
Plötzlich kamen die Personen, welche die Plätze und den Tisch reserviert hatten auf denen Kunst-Justus nun saß. Sie baten ihn höflich den Sitzplatz zu wechseln. Kunst-Justus erklärte den Leuten, dass er ja von der Mitarbeitern extra hier hin gesetzt wurde. Schließlich ist er ja schwer verletzt. Er hat jetzt auch keine Wahl mehr, er MUSS jetzt hier sitzen bleiben, wurde ihm ja schließlich so aufgegeben. Waren ihre Worte nicht anders??? Naja. Die älteren Herrschaften gingen leicht genervt.
Kunst-Justus gehört zu den Personen die viel zu laut im Zug telefonieren. Entweder fällt es ihm nicht auf oder, meine Theorie, er will, dass alle Leute im Zugabteil hören was er ins Telefon schreit. Und jetzt zu dem Teil wie er an seinen Namen kam: Er telefonierte mit seinem Papi. „Papi ist war auf Sylt auch auf der neuen Ausstellung von Geuer & Geuer. Dort haben die Künstler xxx und xxx ausgestellt. Da habe ich ein Bild gesehen, das kostet nur 17.000 €. Das muss ich kaufen. Sonst kosten die Bilder viel mehr“. Seine Mami muss er noch für die Abwicklung beauftragen, sein Papi muss aber vorher noch das O.K. geben. Natürlich hat Kunst-Justus dann auch ausführlich über das Ärgernis mit dem Bordbistro erzählt. Ist ja auch eine Frechheit. Normalerweise fliegt er ja.
Plötzlich kam wieder eine Bahnangestellte durch den Gang, welche von Kunst-Justus direkt aufgehalten wurde. Er fragte erneut nach Essen. Sie teilte ihm mit, dass in Hamburg eine neue Ladung Sandwiches kommen soll. Kunst-Justus bestand darauf, dass ihm dann sofort 2 Sandwiches an den Platz gebracht werden. Schließlich kann er ja nicht laufen.
Kurz darauf machten wir erneut einen außerplanmäßigen Halt. Den nutzte der liebe Kunst-Justus um erstmal eine rauchen zu gehen. So schlimm konnte er dann mit den Krücken doch nicht laufen. Ich war erschrocken als ich das erste mal sein Gesicht gesehen habe. Durch seine patzige Art und die Gespräche mit seinen Eltern habe ich gedacht, dass er maximal 25 Jahre alt ist. Doch er war bestimmt schon 40.
Als wir dann endlich weiter gefahren sind kam die Durchsage „leider befinden sich derzeit Personen auf dem Gleis. Unter anderem fällt die Station Hamburg Hauptbahnhof aus. Wir werden umgeleitet nach Hamburg Harburg.“ Der arme Kunst-Justus war empört. Jetzt gibt es doch keine Sandwiches für ihn? Wieder regte er sich darüber auf.
Das konnte er so nicht hinnehmen. Er rief eine alte Freundin an, welche in Bremen wohnt. Er gab ihr auf einen Döner für ihn zu kaufen und zum Zug zubringen.
Nach einiger Zeit trafen wir in Hamburg Harburg ein. Dort stiegen die ganzen Hamburger Passagiere komplett abgestresst ein. Schließlich mussten diese ganz schell nach Harburg fahren. Ausgerechnet an dieser Haltestelle hielten wir nur ganz kurz.
In Bremen angekommen ging Kunst-Justus zur Tür und begrüßte seine Freundin Kate. Sie übergab ihm das Essen und die beiden plauderten noch. Dabei stand er natürlich schön in der Türe, diese konnte so nicht schließen. Ich bin mir nicht zu 100% sicher aber ich glaube, dass das der Grund war weshalb wir auch hier länger standen als nötig. Naja, immerhin war er nun glücklich.
In Bremen stieg eine Frau dazu, welche gleich vor mir Platz nahm. Die Frau hatte ein Tier dabei, aber was für eins?
Es ist ein Hund, er sieht aber wirklich aus wie ein Affe!
Die restliche Zugfahrt verging weitestgehend normal.
Mit einer Verspätung von 45 Minuten haben wir Düsseldorf endlich erreicht.
Wahrscheinlich rege ich mich viel zu sehr auf. Und ganz bestimmt sind auch andere Menschen von mir und Monia genervt wenn wir mal wieder einen lauten Lachkrampf bekommen oder uns beim Uno spielen streiten.
Liebe Melina,
ich kanns gut verstehehn, dass ihr leicht genervt ward. DB-Fahren ist ein besonderes Erlebnis.Man darf nur nicht den Humor verlieren. Und den hattet ihr ja noch!!!
Liebe Melina, ich habe Tränen gelacht beim Lesen und habe das eure Rückfahrt fast selbst miterlebt zu haben, klasse geschrieben 🙂 Und freue mich für euch, dass ihr Zwei so eine schöne Zeit mit TaMi erlebt habt. Das ermuntert mich, meinen Besuch bei den Beiden ebenfalls konkreter zu planen…