Auf Grund geparkt

Wergea, Passantenliegeplatz Nij Roarda, 12 Juli 2025, 21:30 Uhr

Vom Steg am Lauwersmeer haben wir uns heute Vormittag, um kurz nach 11 Uhr verabschiedet. Mit Motor und auch ein bißchen Segeln gings es über Dokkum vorbei an den zwei beschaulichen Mühlen zurück bis und durch Leeuwarden.

Das ging eigentlich ganz geschmeidig von statten. Tja, solange, bis wir an diese Brücke gekommen sind, die, wenn sie offen steht, so ansehnlich in den Himmel ragt. Aber wehe, sie ist geschlossen. Auf dem Hinweg hatten wir sie ja noch offen gesehen und mussten dann aber 2h vor Doppelt-Rot warten. Heute fast das gleiche. Nur, dass es allein eine rote Ampel gab, was eigentlich bedeutet, dass die Brücke auch bedient wird. Es schien aber Gründe zu geben, dass sie uns nicht durchlassen wollten. Tanja hat die Brücke mehrfach über das ‚Marifon‘, so heißt das Funkgerät hier in den Niederlanden, angerufen. Erst eine Weile keine Reaktion, dann kam eine unverständliche Rückmeldung, etwas später habe ich um Informationen gebeten, warum es nicht weitergeht? Wieder keine Antwort. Schließlich hat Tanja es noch mal beharrlich probiert. Die Dame am Funk nuschelte schließlich irgend etwas, Tanja stellte eine Verständnisfrage und schließlich sagte eine männliche Stimme auf Deutsch: „Wir öffnen jetzt!“ und dann wurde die Ampel auch direkt Rot-Grün und die Brücke ging auf. Wir wollten halt noch durch weitere Brücken durch, aber Bedienschluss ist 20:00 Uhr. Somit sind wir nicht mehr allzuweit gegkommen. Auf der Umfahrung von Wergea war dann Schluss mit der Fahrt für heute. Ihr ahnt es bestimmt: die nächste Brücke zeigte (und zeigt für den Rest der Nacht) Doppelt-Rot! Kurzentschlossen haben wir dann hier im Passantenhafen festgemacht. Am Ufer war ein Fest mit Spektakel zu sehen, also Grund genug mal an Land nachzusehen und hier, in Sichtweite der Brücke zu nächtigen. Apropos Grund. Auf dem sitzen wir hier, da es am kurzen Steg nur 1,60 m tief ist. Bei unserem Tiefgang von 1,75 m geht die Rechnung nicht ganz auf. Doch wir haben uns ganz vorsichtig hierhin getastet. Müssen wir halt morgen früh versuchen mit Schwung rückwärts hier raus zu kommen.

Unter dem roten Abendhimmel ist das Blöken einer oder mehrere Schafherden zu hören. Die Hafenmeisterin, die hier vorhin kassieren kam meinte, dass das BumBum der Party heute Nacht lauter sein könnte. Warten wir mal ab, wer den Sound ser Nacht für sich gewinnt. [M]

Es ist super spannend, gemütlich durch das Land zu fahren und die verschiedenen Landschaften zu beobachten. Vom ehemaligen Meeresarm des Lauwersmeer über einen ehemaligen Pril nach Dokkum. Dort hatte ich Visionen von Seeleuten, die mehrere Jahre unterwegs waren und dann über diesen Weg zurückgekommen sind. Wie geht es der Familie? Wer ist gestorben und geboren? Wer hat geheiratet, ein Geschäft gestartet oder ist Pleite gegangen? Ohne Telefon, WhatsApp und Blogs muss es bei der Rückkehr viele Überraschungen gegeben haben…

Nach Dokkum dann ein intensiv landwirtschaftlich genutztes Gebiet mit Einzel-Höfen, die uns immer wieder den Wind wegnehmen. Schließlich Leeuwaarden, nach dem idyllischen Prinzengarten und der blöden Brücke ein schnurgrader Kanal. Schließlich ein grosses Neubaugebiet mit Kanälen. Zwei Kreuzungen später sind wir jetzt auf einer Art Umgehungs-Kanal um den Ort Wergea.

Von der Hafenmeisterin wurde uns eine kleine Tasche mit Infomaterial und Keksprobe überreicht. Ein wichtiges Denkmal hier im Ort ist ein Beton-Urina, ausserdem gab es hier mal 25 Schlittschuh-Macher und die erste Kooperative einer Dampfbetriebenen Molkerei – ganz schön viel Geschichte.

Das aktuelle Fest ist eine Art Apres-Ski, im Dorf ist einiges in diese Richtung dekoriert. Der Festplatz erinnert mich sehr stark an das Büttscher Schützenfest mit Pommesbude, Kettenkarussel, Schiess-Stand und Schiessbude. Nur der Eintritt ins Zelt ist mit 25€ nicht vergleichbar.

Jetzt sitze ich in der mit unserem Sonnenglas beleuchteten Plicht – unser Heck ragt ob unserer unkonventionellen Anlegeart leicht in den Kanal – und lausche den Schilrohrsängern hinter uns. Die sind definitiv lauter als die Musik aus dem Festzelt![T]

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2 Antworten

  1. Mel sagt:

    Wenn es zu laut wird – einfach mitfeiern! In diesem Sinne gute Nacht. Ich drücke für morgen die Daumen – hoffentlich viel grünes Licht

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