Wir stehen (bzw fahren) im Regen – von St. Lucia nach Martinique
08.12.2017, 17:30, Freitag, Le Marin, N 14°28.157, W°060 51.110
Wir stehen im Regen – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen sind uns auf der Fahrt von St. Lucia nach Martinique mehrfache Schauer kalt und erfrischend den oberen und den verlängerten Rücken runtergelaufen. Auch stand uns der Regen dort auf der Stirn, wo in den letzten 10 Tagen sonst nur der Schweiß stand. Klamottenwechsel macht überhaupt keinen Sinn. Zwar trocknet die Sonne direkt wieder oberflächlich und der Wind tut sein übriges, allerdings ist Trockenzeit der unteren Schichten stets etwas länger – und wusch – kurz vor Ende der Trockenzeit kommt neuer Segen von oben bzw. von rechts.
Das meiste haben wir in der Annäherung an Martinique heute Mittag und dann am Nachmittag beim Festmachen abbekommen. Ab morgen Mittag soll’s besser werden. Aber da haben wir die Kiwi III wohl schon wieder verlassen.
Zum anderen ist die WLAN Versorgung hier auch nicht so wunderschnell. Mit meinem Telekom-Pass bin ich auf St. Vincent sowie St. Lucia ganz gut gefahren, nun zurück in Europa lahmt das Netz. Eigentlich sollten jetzt die geschriebenen Texte hochgeladen werden, mal schauen wann es dann klappt.
Apropos Wasser, will ich doch noch ein wenig vom heutigen Törn berichten. Zunächst ein Tipp: Luken dicht schliessen vor der Abfahrt. Es könnte eine Welle ins Bett schwappen. Habe ich auch beherzt, den Tipp. Nutzt aber alles nix, wenn danach die Reisebegleitung aus Angst vor dem Erstickungstot die Luken wieder öffnet. Ihrer Matratze ist auch nix passiert – meine liegt nun im Salon zum Trocknen… Kopfkissen haben wir zwei auf dem Boot noch in Petto, eins davon darf ich haben. Meiner Reisebegleitung geht’s übrigens, jetzt frisch (im Hafen) geduscht, ganz glänzend. Habe meine Fantasien beim Schaukeln durch die Wellen verdrängen können.
Diesel wurde heute morgen in der Rodney Bay auf St. Lucia gebunkert. Das war dem Vercharterer aber nicht recht, so dass wir in Le Marin nochmal 5,5 l pro Motor nachgetankt haben. Bei einem 1000 l Dieseltank macht das echt den Kohl fett.
Ziemlich genau zwischen den beiden Inseln sind wir, bei Sonenschein, zwei Wenden gefahren. Die erste um nachzusehen, was eine Segelyacht in einiger Entfernung für ein Problem hatte. Wir meinten Blinksgnale gesehen zu haben, doch kam uns die Yacht dann schon wieder mit vollen Segeln entgegen, sodass wir direkt wieder wenden und Kurs auf Le Marin nehmen konnten.[M]
Das letzte Mal Segel aus- und einreffen, Schwimmen vom Boot, Anker setzen und heben – ist schon doof, wenn so ein schöner Törn zu Ende geht. Ich bin nur froh, dass wir noch eine Woche und zwei Inseln vor uns haben, da ist der Abschiedsschmerz ein wenig gelindert.
Auch dieser Tag begann mit einem kurzen Bad im Meer und dann dem Versuch, nach dem Auslaufen bei 3-4m hohen Wellen gemütlich zu frühstücken. Aber da zeigt sich die Stärke des Catamaran: Nachdem der Teepott einen rutschfesten Untersetzer bekommen hatte, war der Rest auf dem Tisch relativ ortsfest.
Die Annäherung an Martinique war dann auch gut geeignet, den Abschied zu erleichtern: Regen so dicht, dass die Insel vor den Augen verschwindet und viel Wind der zum schnellen Segel bergen anregt. Aber da zeigt sich, dass wir nach fast zwei Wochen doch inzwischen eingespielt sind und die Segel gut bändigen können. Zur Belohnung – und weil der Vercharterter uns nicht vor 2 Uhr empfangen möchte – gab es dann einen letzten Ankerstopp vor Le Marin: Schnorcheln in Regen und Sonnenschein, während der Skipper mit einem Schwämmchen am Rumpf arbeitet. Das kenne ich auch schon aus meiner Kindheit!
Das letzte vom SKipper gesteuerte Anlegemanöver an der Tankstelle war wieder butterweich, danach übernehmen die Jungs vom Vercharterer für die letzte Meile zum Steg. Dabei wurde uns im mal wieder dichtem Regen Hafenkino vom Feinsten geboten: Da für diese Nacht viele Boote erwartet werden und wegen der Schauerböen keiner wirklich vor dem Hafen ankern möchte, sollen die Schiffe so eng wie möglich liegen. Der Plan war klar in einem Kopf vorhanden, die Helfer brauchten zum Teil länger, bis sie die Befehle auch verstanden hatten. Wir durften noch kleinere Handreichungen erledigen, immer schön vorher das Top und den Rock ausziehen, damit man danach wieder etwas halbwegs Trockenes über den feuchten Bikini ziehen kann.
Während die Crew geschlossen zum Einklarieren unterwegs war hat der Skipper unsere bis auf den letzten Tropfen geleerten Wassertanks aufgefüllt. Wir haben echt gut Haus gehalten, bis heute Mittag beim Ankern hat es gereicht. Das Spülen haben wir dann halt gemütlich im Hafen erledigt. Jetzt geht es an das Sichten der Vorräte, um für heute Abend und morgen mittag noch ein schmackhaftes Mahl für alle zu zaubern. Ich habe volles Vertrauen in die Küchen-Crew und halte mich bei diesen Diskussionen vornehm zurück. Dafür freue ich mich schon auf das Spülen danach… [T]
Hallo!
Ich kann es euch nachfühlen, dass ihr traurig seid. Auch für mich ist es schade, dass euer Segeltötrn nun zu Ende ist. Es war unglaublich spannend, eure Berichte zu lesen und die tollen Fotos zu sehen.
Ich hoffe da doch noch auf mehr von der kommenden Woche.
In Brilon gab es heute Kontrastprogramm: Ich bin nicht im Regenschauer, sondern im dichtesten Schneegestöber zu Fuß in die Stadt gelaufen. War ein echter Sport, da bei dem Sturm niemand geschippt hatte und ich durch hohen Schnee laufen musste.
Ich wünsche euch noch eine gute Zeit.
Christa