Im Kanal mit den vielen Namen

Flemhuder See, im NOK, 09.08.2022, 22:10 Uhr

Es war eine unruhige Nacht. Zum einen lagen wir in der Hafeneinfahrt, nahe der Kieler Förde, zum anderen hat in der Nacht der Wind gedreht und am Morgen aufgefrischt. Mit jeder Welle hob und senkte sich das Boot und ruckte in die Leine. Da Tanja einen gesegneten Schlaf hat und sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen lässt, bin ich dann gegen 5:30 Uhr aufgestanden und habe an der Vorleine getüddelt, sie länger gemacht und noch eine weitere Leine (eine Spring) vom Vorschiff nach hinten an Land gelegt. Dadurch wurde es deutlich angenehmer, weil es nicht mehr ständig so nervig ruckte. [M]

Gegen Mittag sind wir aufgebrochen, um 4 nm die Förde runter bis Holtenau, zum Wartebereich der Schleuse für den NOK zu fahren. NOK steht kurz für „Nord-Ostsee-Kanal“. International heisst dieser Wasserweg „Kiel-Kanal“, nachdem der Kanal ursprünglich als „Kaiser-Wilhelm-Kanal“ gebaut und mit viel TamTam eröffnet wurde. Dieser Namen war nach dem 2. Weltkrieg aber nicht mehr zu vertreten. Nichtsdestotrotz verbindet der Kanal die Ostsee (Kiel) mit der Elbe (Brunsbüttel) und somit quasi mit der Nordsee.

Auf dem Weg dorthin sind wir von einer Armada niederländischer Segelschiffe überholt worden. Diese wollen vermutlich das gute Wetter nutzen um zurück in die Niederlande zu kommen. Den Weg haben wir auch noch vor uns, allerdings erst in ein paar Wochen.

In Holtenau haben wir an einem Steg ein Ticket für den „NOK“ gelöst und auf unseren Besuch gewartet. Die beiden Büttscher , Tanjas Bruder und Frau, kamen dann auch kurz nach uns am Anlegersteiger an. Die Gelegenheit, auf ein Auto zugreifen zu können haben wir dann auch genutzt um unserer Vorräte an Mineralwasser und Bier aufzufüllen.

Kurz nach 16 Uhr kam dann das Einlaufsignal, ein unterbrochemnes weißes Leuchtsignal, und erlaubte uns die Einfahrt in die Schleuse. Die Schleusung war allein für ein paar Sportboote. Das geht vermutlich auch nur, weil derzeit recht wenig Verkehr an großen Berufsschiffen im NOK herrscht.

Die Fahrt im Kanal selbst lief gemächlich und ruhig durch eine schöne Landschaft, streckenweise unterbrochen von Industriebetrieben, bis zur Einfahrt in den Flemhuder See. Hier sind mitten in dem kleinen See 15 dicke Dalben (Säulen verankert im Seegrund) an denen die Sportboote, Segler und Motorboote, über Nacht festmachen können. Manche nutzen den See aber auch, um vor Anker, die Nacht zu verbringen. Denn nach Sonnenuntergang darf von der Sportschiffahrt der Kanal nicht benutzt werden. Und tagüber auch nur, wenn der Motor läuft.

Jetzt klingt der Abend mit dem Austausch der neuesten Geschichten aus der Heimat aus. [M]

Der Flemhuder See sieht aus wie ein kleiner Wurmfortsatz südlich des Kanals. Befahren zum Übernachten dürfen die Sportboote auch nur den ersten Teil, dahinter ist dann gesperrt. An den Rändern steht das Schilf und der Fischreiher sucht nach seinem Abendessen – sehr romantisch! Ich bin schon ein bischen froh, dass die richtig „Dicken Pötte“ erst vorbei gekommen sind, als wir schon im kleinen Seitenbecken lagen. Im Gegensatz zu einem 123 m langen Container-Schiff sind wir mit unseren 10,40 m Wasserlinie oder fast 12m über alles doch arg klein.
Noch eine gute Nachricht: Beim Schwimmen vor dem Kanal konnten wir noch mal nach unserer Opferanode sehen: Sie sitzt noch fest am richtigen Ort! [T]

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Eine Antwort

  1. Christa sagt:

    Viel Spaß mit euren Gästen und schöne Grüße!

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