Das Beste kommt immer zum Schluss

oder auch: Wenn der Wind mal stramm von hinten kommt.

Die Nacht im Løgstør Hafen war dann doch etwas ganz was anderes als auf dem malerischen Livø. Das Abendessen mit unseren Gastgebern wurde mit einem Hafenspaziergang beendet und der Tag natürlich auf der Chrita feuchtfröhlich beendet. Diese Nacht beschloss Claudia, doch auch einmal unter Deck zu nächtigen, was sie allerdings am nächsten Morgen schon ein wenig bereute. Wenigstens verhalf der unruhige Schlaf ihr zu der entsprechenden Motivation, morgens schon mal Croissants für uns alle zu holen.

Michael hatte am Morgen noch ein wenig zu arbeiten und so halfen wir Tanja nach dem Frühstück klar Schiff zu machen. Vor uns lag der für uns dritte und letzte Segeltag mit 18 Seemeilen. Highlight des Tages war für uns sicherlich die Durchfahrt durch die Aggersund-Brücke, wo wir am Morgen noch nicht genau wussten, wie sich das dort mit den Öffnungszeiten verhalten wü

rde. Das war ein wenig der letzte Unsicherheitsfaktor auf dieser Etappe, mussten wir doch von unserem Zielhafen Nibe einen Bus erwischen, der uns zurück zum Auto nach Hvalpsund bringt.

Die Telefonkonferenz war alsbald auch beendet und wir konnten unspektakulär aus dem Hafen von Løgstør ablegen. Zum Zeichen der Bitte um Öffnung der Brücke hisste Michael eine weiss-blau karierte Flagge (für mich eigentlich eher ein Zeichen für „die Weisswürste sind heiss“) an den Masten und wir fuhren mit strengem Rückenwind auf die Zugbrücke zu. Dort dümpelten schon zwei weitere Boote und warteten scheinbar ausgerechnet auf uns, denn kaum hatten wir das Vorsegel gerefft und auf Motor umgestellt, bewegte sich der Mittelteil der Brücke nach oben und wir konnten ohne jegliche Verzögerung in den Aggersund einfahren.

Aggersundbrücke

Die beiden Skipper hatten in den letzten beiden Tagen scheinbar grosses Vertrauen in meine Steuerkünste gewonnen und so fiel mir das Privileg der Brückendurchfahrt zu. Navigationstechnisch für mich eigentlich eine „g’mahte Wiesn“, hatte ich zwei andere Schiffe vor mir, die mir den Weg in die Fahrrinne wiesen. Vorsegel wieder teilweise raus und Motor aus und wir „rasten“ fast vor dem Wind in Richtung Tagesziel Nibe.

Wind war ein echter Faktor heute, das sollten wir am Ende des Tages nochmal extrem spüren. Jetzt kam er erstmal nur direkt von hinten und schob uns so stark an, dass die Chrita immer wieder mit sieben Knoten auf den Wellenkämmen fast schon dahin surfte. Stehend am Ruder spürte man immer wieder, wenn eine Welle von hinten das Boot erfasste und nochmal kurz beschleunigte. Die Wolken zeichneten interessante Bilder in den Himmel und links und rechts rauschte die Küste des Aggersund an uns vorbei.

„Wir können froh sein hier im Sund und nicht auf offener See zu fahren“ kommentierte Michael die 6-7 Bft. Heftige Dünung gab es nicht, wohl auch geschuldet der doch sehr geringen Wassertiefe im Sund. Das Fahrwasser war recht eng durch Tonnen gesteckt und sollte noch enger werden in der Anfahrt auf Nibe. Claudia und ich wechselten uns am Ruder ab und versuchten so, einen Teil dazu beizutragen, dass sich unsere Gastgeber auch mal entspannt zurücklehnen konnten.

Mit dem Kamel durchs Nadelöhr

Michael hatte schon angekündigt, dass die Einfahrt nach Nibe dann doch „etwas tricky“ sei. Rechts und links des teilweise weniger als 50 m breiten Fahrwassers wartete gleich Flachwasser „zum mitlaufen“. Hier übernahm dann auch Tanja das Ruder und steuerte am Wind die Chrita in Richtung Nibe. Und es wäre wohl auch nicht ein wirklich gelungenen Segeltörn gewesen, wenn uns dabei nicht auch einige Male mal die Gischt erwischt hätte.

Hafen-Tetris

Die Einfahrt in den Hafen und das „Einparken“ in eine Box erzeugte dann auch reichlich „Schweiss“ bei mir, nicht nur, weil es aufgrund des starken Windes eine echt enge Nummer war, sondern auch, weil ich mit dem Schiffshaken an der Führungsleine alle Kraft aufwenden musste, um beim Anlegemanöver mithelfen zu können. Acht Hände an Bord und noch Hilfe an Land waren nötig, die an diesem Nachmittag etwas rumzickende Dame in die Übernachtungsposition zu bringen, sollte man mit 45 Jahren eigentlich noch nicht für nötig halten, aber der wenig windgeschütze Hafen setzte der Dame – und auch einem unserer Hafen-Nachbarn, mächtig zu.

Uns verblieb jetzt noch etwas weniger als eine Stunde, um den nächsten Bus zurück nach Hvalpsund zu erreichen. Google-Maps war auch hier wieder unser Freund und das perfekte Zusammenspiel mit einer dänischen Nahverkehrs-App sorgte dafür, dass wir für je 7 € ein Ticket auf das Handy bekamen. Die Klappräder unserer Gastgeber taugten gut als Lastenesel und so liefen wir durch den kleinen Ort und erreichten 10 min vor Abfahrt die Bushaltestelle. Eine letzte Umarmung und nochmal ein dickes Dankeschön und schon sassen wir im leeren Bus zurück gen Westen.

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