Damensegeln war gestern….

….heute gehts mal hart an den Wind.

Aber der Reihe nach. Kurz nach Neun spürte ich etwas Feuchtes, was unter den Ärmel meines Kapuzenpullis, den ich mir um die Augen gebunden hatte, seinen Weg fand, um mich wach zu küssen. Sollte ich etwa doch noch länger geschlafen haben, als ich morgens um vier, als mich die Blase drückte und beim Klogang Claudia aufgriff, die sich entschieden hatte, diese wunderbare Nacht an Deck zu verbringen, befürchtete ?

Vorteil des Andeck Übernachtens: Live-View auf den Sonnenaufgang (Foto: Claudia (die sich extra dafür den Wecker gestellt hat))

Was folgte war ein Traum-Segeltag, der Wind hatte aufgefrischt, leider hatte sich auch der Himmel ein wenig zugezogen. Nach ausgiebigem Frühstück, diversen Morgenritualen und Klarschiff machen legten wir von unserem Aussenliegeplatz in einem unspektaktakulären Monaöver ab und gingen erstmal auf Kurs Südost. Die Untiefe von Livø musste umschifft werden auf dem Weg in Richtung Løgstør. Wind aus Südwest hiess erst einmal Kurshalten hart am Wind. Eine völlig neue Erfahrung für mich, dieser Moment, wenn sich das Schiff mal richtig auf die Seite legt. Tanjas Kommentar dazu ganz trocken „Das ist Segeln für mich“, in der Kombüse suchte sich das ein oder andere Geschirr-Teil einen neuen Platz und ich machte mich mit der Position des einbeinigen Piraten vertraut – gerade stehen war für die nächsten Stunden zumindest für den Steuermann nicht mehr möglich.

Standbein schön locker halten und immer schön auf den Wind achten !

Livø rechts liegen lassend kümmerten sich die Navigatoren Tanja und Michael um die Berechnung des richtigen Wendepunktes. Vom Vortag wusste ich noch (und Michaels mahnende Worte klingelten noch in meinen Ohren) die gelbe Tonnen Linie nicht zu überfahren, denn da drohte Ungemach durch Untiefen. Was folgte war die erste Wende in meiner jungen Segelkariere. Die Sorge um plötzlich aufkommende Seekrankkheit hatte überhaupt keine Zeit mehr, auch nur ansatzweise in meinen Bewusstseinshorizont vorzudringen. Mich interessierte eher, ob mein Standbein der zunehmenden Belastung durch die bei Böen doch recht beeindruckende Schräglage Stand halten würde.

Abfallen und wieder anluven, die Geschwindigkeit nicht aus dem Auge verlieren und auch den Fixpunkt (ja, ein Vorteil im Limfjord sind immer die Landmarken) ansteuernd kam dann irgendwann das Kommando „Klar zur Wende“. Ruder hart steuerbord und dann einfach mal rum. OK, das hatte ich dann auch mal hinter mir, keiner musste aus dem Wasser gefischt werden und es gab auch keine Kopfplatzwunde zu nähen von dem umschlagenden Baum. Jetzt ging es Kurs Nordwest.

Beeindruckend für mich die Leere hier auf dem Fjord. An einer Hand konnte man die Segelschiffe abzählen, die wir heute gesehen haben. Fracht- und sonstige Schiffe waren überhaupt keine unterwegs. Das hatte ich hier in der Haupt-Ferienzeit nicht erwartet. Und ja, es macht Spass, bei diesem Wind das Schiff durch die Wellen zu steuern, das muss ich zugeben.

Die Anfahrt auf Løgstør überliess ich dann aber lieber Michael. Ein doch recht eng gestecktes Fahrwasser führte uns in den im 19.Jahrhundert extra vertieften Kanal. Ein Blick durch das Fernglas trieb dem Skipper schon ein paar Sorgenfalten in die Stirn, denn der Hafen war gut besucht. Aber für uns hatte auch Løgstør noch einen schönen Liegeplatz frei und so konnten wir diesen für mich sehr intensiven Segeltag im Hafenrestaurant ausklingen lassen.[P]

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