007 – mit Eisenwind auf Schaukelfahrt
2024-08-13 22:25 Uhr, Dienstag, IJmuiden (Marina) nach Den Helder, Willemsoort,
Eingefleischte Segler und eifrige Blog-LeserInnen werden wissend müde Lächeln: klar von Ijmuiden nach Den Helder liegt erstmal für etwa 5 Stunden Kurs 007 ° an, also stur gerade aus, fast genau nach Norden. Der typische Süd-West Wind wehte leider nur mit schwachen 5-6 Knoten, sodass wir den Eisenwind, auch Jockel oder schlicht Motor genannt, angeworfen haben, um Strecke zu machen. Der Wind von schräg hinten sorgte dann für ein elendes Geschaukel im Boot, vor allem wenn man etwas vom Kurs abkam oder es der Nordsee in den Sinn kam. Das half mir gut darauf zu achten, wo die Reise hingehen sollte und genau zu steuern. Denn mit dem Geschaukel, allerdings bei mehr Wind, habe ich so meine nicht ganz so tollen Erfahrungen aus früheren Reisen die niederländische Nordseeküste hoch. Echt zum … drauf verzichten. Ja, das habe ich heute auch wieder gedacht. Zwar liegt rechts des Weges Egmond an Zee und kleinere Örtchen, aber insgesamt ist die Reise überwiegen ereignislos. Heute lockerte Treibgut und ab und an ein Möwenschwarm den Blick aufs Wasser. Was immer hilft ist Schlafen, dann schaukeln einen die Wellen in Orpheus‘ Arme. Die Einfahrt ins Schulpengatt habe ich tatsächlich verpennt. Tanja hatte zwischenzeitlich auf Segeln gewechselt. Zum einen weil der Wind es hergab, und zum anderen, damit unsere Segel zu Motor Statistik weiter zu Gunsten des Segelns steht. [M]
Na ja, nicht nur. Segeln ist einfach entspannter, weil leiser. Außerdem macht das Kurshalten dann mehr Spaß. Eine Abweichung wird nicht nur von zusätzlichen Wellen (siehe oben), sondern auch die Geräusche des Segels angezeigt. Und ein letzter Grund: Wie gehofft wurde der Wind kurz vor Den Helder weniger. Mit einem verkleinerten Vorsegel und nur noch ca. 2 Knoten Fahrt ist es dann auch möglich, vom Schiff aus eine kleine Strecke schwimmend zurück zu legen. Heute war es zum Glück hier oben nicht ganz so heiss wie im Rheinland, aber die Sonne reichte für ein durchgehendes Aufwärmen, dem ich gerne mit viel kaltem Wasser begegne. [T]
Dort im Gatt, kurz vor Den Helder, wechselte das Bild in Nah und Fern zu einem, allerdings noch recht übersichtlichen, Gewimmel. Fähren, Touri-Boote, andere Segler, ein Seehund/Kegelrobbe und Arbeitsboote zeigten sich auf dem Wasser und verkürzten die weitere Reisezeit. Im großen Hafenbecken fanden wir Dank Seekarte (und unserem vorherigen Besuch vor ein paar Jahren) schnell die Zeedockschleuse. Einmal Funken auf Kanal 14 mit dem Schleusenwärter, ausser „Stand By“ haben wir aber vom niederländischen Worteschwall nichts verstanden, und dann warten auf das Öffnen von Brücke und Schleuse. Der Hafenmeister am Telefon war schon besser zu verstehen, sein Deutsch ist perfekt! Tanja und ich waren beide froh schnell einen schönen freien Platz gefunden zu haben und genossen den Anlegerschluck in der späten Nachmittagssonne. Diesmal Kaffee und Tee mit selbstgebackenem Nusskuchen. Tanjas bewährter Klassiker für Segeltouren.
Zum Abendessen schlenderten wir durch Willemsoort zum alten Maschinenhaus an und in Kade 60. Statt Dessert schlossen wir das Mahl mit einem lecker Rundgang durch das lebendige Museumsviertel mit seinen vielen alten Schiffe, die früher den verschiedensten Zwecken dienten. [M]
Der Yachthafen ist Teil des alten Marine-Bezirks, der jetzt ein einziges großes Museum ist. Hinter uns liegt ein ausgemustertes modernes Marineschiff und ein Dampf-Ramm-Schiff, das mit seinem sehr spitzen Bug andere Schiffe versenken konnte. Mit unserem 47 Jahre alten GFK-Klassiker fühlen wir uns ein bischen wie ein Teil der Seefahrts-Geschichte. Morgen Vormittag wollen wir ins Marine-Museum und dann mit dem Rad `eraus. Hier am sogenannten „Kopf von Holland“ gibt es einiges zu entdecken. [T]
Tanja ist aber auch immer gefährlich unterwegs, hoffentlich hat der Hai vorher schon gegessen